Rhein-Lahn-Zeitung, 14. Februar 2017:
Lesen Einrichtung erhält Ort zum Verweilen – Förderung durch Leifheit-Stiftung
Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz
Nassau. Die Stadtbibliothek entwickelt sich mehr und mehr zu einem Treffpunkt für Menschen aus Nassau und weit darüber hinaus. Das haben Leiterin Martina Bergmann und Stadtbürgermeister Armin Wenzel deutlich gemacht. Anlass war die Übergabe eines Bewilligungsbescheides über 4200 Euro durch Vertreter der G. und I. Leifheit-Stiftung. Das Geld soll unter anderem für die Einrichtung einer Kommunikationsecke genutzt werden, in der sich Besucher wohlfühlen und verweilen können.
„Die Nutzung der Bücherei hat sich gewandelt“, sagten Bergmann und Wenzel im Gespräch mit Stiftungsvorstand Josef Peter Mertes und dem Beauftragten Werner Stump. „Die Besucher bleiben oft länger, als sie eigentlich wollten“, erklärte der Stadtbürgermeister. Man könne in den Räumlichkeiten im Günter-Leifheit-Kulturhaus „entspannt und ohne Verpflichtung“ verweilen. „Etwas, das es im Alltag immer weniger gibt.“ Die zentrale Lage und die Öffnungszeiten würden von den Bürgern geschätzt. „Die Bücherei liegt für viele günstig auf dem Weg in die Stadt. Hier macht man gern mal Station.“
Mit der Kommunikationsecke wolle man nun einen Platz zum Verweilen schaffen. Im Eingangsbereich sollen Garderobe, Sitzmöglichkeiten und eine Kaffeemaschine Platz finden, die man selbst bedienen kann. Im Ansatz gibt es derzeit bereits ein Plätzchen neben der Zeitschriftenauslage, „aber der Rahmen passt noch nicht; es ist alles ein wenig improvisiert“, sagt Leiterin Martina Bergmann. „Wir wollen einen Platz schaffen, wo man sich trifft“, sagt stadtchef Wenzel. „Man muss nicht unbedingt ausleihen, man kann sich auch einfach nur Ideen holen oder ein wenig plaudern.“
Rund 800 Nutzerausweise hat die Nassauer Stadtbücherei ausgestellt. „Tatsächlich haben wir aber viel mehr Nutzer“, sagt Martina Bergmann. Zwar könnten Kinder ab sechs Jahren eigene Ausweise bekommen, den Eltern sei eine Vielzahl von Nutzerkonten in der Familie aber oft zu unübersichtlich. Also werde auf den Nutzerausweis eines Elternteils ausgeliehen. Zwischen 50 und 80 Nutzer täglich kommen laut Bergmann, viele davon aus dem weiteren Umkreis bis zur Loreley. Im vergangenen Jahr habe man an 127 Öffnungstagen etwa 12000 Besucher gezählt – und das sei im Vergleich wegen der vielen Baustellen in Nassau noch wenig gewesen. Den Nutzern stehen mehr als 15000 Medien direkt vor Ort zur Verfügung, darunter 15 abonnierte Zeitschriften. Weitere 4000 Medien stehen digital zum Herunterladen über die Onlineausleihe bereit.
In Zeiten leerer Kassen unterliegen freiwillige Leistungen einer Kommune wie öffentliche Büchereien besonderer Beobachtung. Schließlich sind Personal- und andere Kosten von der Stadt zu tragen. Zuschüsse vom Land gibt es nur bei besonderen Projekten wie der Anschaffung von Konsolenspielen im Jahr 2015. Umso dankbarer ist man für jedwede Unterstützung, wie sie die G. und I. Leifheit-Stiftung leistet. So hat die Stiftung in früheren Jahren bereits zweimal je 5000 Euro für Neuanschaffungen von Medien zur Verfügung gestellt. „Das hat der Bibliothek sehr gut getan“, sagt Martina Bergmann.
Für Stadtchef Wenzel ist die Bücherei unverzichtbar. „Die Einrichtung wird sehr gut angenommen“, sagt er. Man beteilige sich an den Bibliothekstagen, organisiere Lesungen zum Teil in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Buchladen und mache beim Lesesommer mit, der jedes Jahr viele Kinder zur Teilnahme und umfangreichen Ferienlektüre animiere. Die montäglichen Lesenachmittage locken viele Kinder. „Die Leseförderung liegt mir sehr am Herzen“, sagt Bergmann, die gelernte Erzieherin ist. Sie lade Schulen und Kitas aktiv in die Bücherei ein. Eine Kooperation mit dem Leifheit-Campus gebe es ebenso wie Besuche von der Stiftung Scheuern und anderen Institutionen.
Neuerdings hat das Büchereiteam auch die Verantwortung für die Filvorführungen im Kulturkeller übernommen, weil der bisherige Veranstalter, der Verein Gemeinsinn Lahn-Taunus, sich aufgelöst habe. Rund 40 bis 50 Zuschauer zählten mittlerweile zum Publikumsstamm. Die DVDs beschafft die Bücherei ebenso, wie sie die Werbung verantwortet. Nun soll auch ein leistungsstarker Beamer angeschafft und fest im Saal installiert werden, um das Kinoerlebnis zu verbessern. Positiver Nebeneffekt: Der bisher dafür genutzte Beamer kann nun in der Stadtbibliothek vorgehalten werden. „Dann können wir hier auch mal spontan ein Bilderbuchkino anbieten“, freut sich Leiterin Martina Bergmann.
800 Nutzer sind bei der Nasauer Stadtbibliothek registriert. Tatsächlich nutzen viel mehr Menschen das Angebot, wie Leiterin Martina Bergmann berichtet.