Rhein-Lahn-Zeitung, 20. Oktober 2018:
Betreutes Wohnen Das soll auf dem Platz neben dem Kulturhaus im Nassauer Zentrum entstehen
Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz
Nassau. Vor mehr als 30 Bürgern und den Mitgliedern des Nassauer Stadtrats hat die G. und I. Leifheit-Stiftung gestern gezeigt, wie sie sich das seit vielen Jahren geplante Projekt „Betreutes Wohnen“ auf dem ehemaligen Brauereigelände im Herzen der Stadt vorstellt. Die noch ganz am Anfang stehende Machbarkeitsstudie stieß allgemein auf Wohlwollen, wenn nicht sogar Begeisterung. Eine Kröte müssen die Ratsmitglieder aber schlucken, wenn die Pläne Realität werden sollen.
Das dreistöckige Gebäude soll Wohnraum für insgesamt 60 Senioren bieten. Dabei gibt es unterschiedliche Formen, wie dieser gestaltet wird. So sollen Wohnungen mit einer Größe von 50 bis 60 Quadratmetern entstehen. Denkbar ist, dass zwei Wohnungen etwas größer ausfallen. Zudem sind Wohngemeinschaften geplant, die über gemeinsame Bereiche beispielsweise zum Essen verfügen. Weiterhin bestehen Kapazitäten, um eine Arztpraxis einzurichten. Dort könnten tageweise wechselnde Fachmediziner Sprechstunden anbieten. Eine Option, die Ratsmitglied und Allgemeinmediziner Dr. Thomas Klimaschka (CDU) ausdrücklich lobte. So habe Nassau trotz relativ geringer Einwohnerzahl die Möglichkeit, Ärzte gewisser Fachrichtungen in die Stadt zu bekommen. Am meisten gespannt waren Mandatsträger und Bürger aber auf die architektonische Gestaltung des Gebäudes. Und die überzeugte auf Anhieb.
Straße Unterer Bongert müsste überbaut werden
Das Objekt ist dreigeschossig geplant und erstreckt sich in einem leichten Bogen aus Richtung Kulturhaus bis zum derzeitigen Kleiderladen der Flüchtlingsinitiative. Damit werden auch die Befürchtungen einiger Ratsmitglieder bestätigt, dass die Straße Unterer Bongert als Fläche benötigt wird und damit ab dem Parkdeck vor dem Kulturhaus wegfallen würde. Daraus machte Stefan Seip, Geschäftsführer der Leifheit Immobilien und Beteiligungen GmbH (LIB) auch gar keinen Hehl. „Wir sind darauf angewiesen, einen Teil der Straße zu überbauen“, sagte er und wandte sich an die Ratsmitglieder: „Ich hoffe, dass der ein oder andere das nicht so schlimm findet und zu der Erkenntnis gelangt, dass die Stadt dafür einen tollen Gegenwert erhält.“ Erste Äußerungen aus den Fraktionen und von den anwesenden Bürgern lassen darauf schließen, dass genau das der Fall ist.
Architekt Georg Lambert hat sich alle Mühe gegeben, das Gebäude und sein Umfeld so zu gestalten, dass es als Bereicherung des Nassauer Stadtkerns betrachtet werden kann. Schon die begrenzte Höhe des Baus passt sich in die Umgebung ein. „Wir haben uns städtebaulich nicht getraut, ein viertes Stockwerk draufzusetzen. Das schien uns ein bisschen zu dominant“, sagte er. Die für Pflege- und Betreuungspersonal notwendigen Parkplätze sollen in einer Tiefgarage entstehen.
Platz soll Bewohnern und Bürgern zur Verfügung stehen
Damit rund um die 1380 Quadratmeter überbaute Fläche Raum für Grün und einen Platz ist, der Bewohnern und Bürgern zur Verfügung steht, müsse aber auch der jetzige Untere Bongert miteinbezogen werden. „Anders ist unser Konzept nicht zu verwirklichen“, sagte LIB-Geschäftsführer Seip. „Auf den jetzigen Schotterplatz könnte man sonst nur ein Türmchen stellen, mit dem in Nassau niemand glücklich wäre.“
Architekt Lambert hält den Standort im Übergangsbereich von Kernstadt zu den Wohngebieten Nassaus für ideal für ein solches Projekt, da Senioren nicht fernab von Cafés, Geschäften und Kulturangebot wohnen wollten. Die Gestaltung des Außenbereichs könne die Stadt bereichern. „Dort gibt es im Moment in einigem Umkreis keinen einzigen Baum“, sagte Lambert. Der in Richtung Kulturhaus und Parkdeck vorgesehene Platz könne für Konzerte oder Ähnliches miteinbezogen werden. Gewinnen soll auch der untere Bereich der Kaltbachstraße zwischen Obertal und Unterem Bongert. Das Gebäude soll vom Straßenrand zurückgesetzt werden, um dort mehr Raum zu schaffen, der ebenfalls begrünt werden soll.