Inklusion Neuanschaffung wurde von der G. und I. Leifheit-Stiftung gefördert und steht kostenlos zur Verfügung
Nassau. Die einen nennen es Boule, die anderen sagen Boccia oder Pétanque dazu – gemeint sind damit allenfalls leicht voneinander abweichende Varianten einer Kugelsportart, die man ab sofort auf der Festwiese der Stiftung Scheuern betreiben kann. Dort ist mit Unterstützung der G. und I. Leifheit-Stiftung eine Boulebahn entstanden, die es nun gebührend einzuweihen galt. Die Oktobersonne strahlte, als Ilse Leifheit, die Vorsitzende der Leifheit-Stiftung, gemeinsam mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Josef Peter Mertes und Geschäftsführer Ingo Nehrbaß auf dem parkähnlichen Gelände der Stiftung Scheuern eintraf. „Wir danken Frau Leifheit und der Stiftung von Herzen dafür, dass sie uns den Bau der Boulebahn ermöglicht haben“, sagte Pfarrer Gerd Biesgen, Vorstand der Stiftung Scheuern, bei der kleinen Open-Air-Feier. Die Leifheit-Stiftung hat das Vorhaben, das Menschen mit und ohne Behinderung über die sportliche Betätigung hinaus Anreize bieten soll, zwanglos miteinander in Kontakt zu kommen, mit großzügigen 5000 Euro gefördert. „Im Moment sind wir hier zwar noch weitgehend unter uns. Aber wir hoffen, dass in Zukunft auch Bürger von außerhalb hierherkommen und die Boulebahn nutzen werden“, fügte Biesgen mit Blick auf die Tatsache hinzu, dass sich die Stiftung Scheuern im Sinn der Inklusion künftig noch mehr als bisher gegenüber dem Ortsteil Scheuern und der Stadt Nassau öffnen möchte. Dann hieß es, zur Tat zu schreiten. „Man wirft eine kleine Holzkugel, das sogenannte Schweinchen, auf die Bahn. In zwei Mannschaften versuchen die Spieler, mit ihren Metallkugeln so nahe wie möglich an das Schweinchen heranzukommen und dabei die Kugeln der jeweils anderen Mannschaft wegzuschießen“, erklärte Peter Josef Mertes, offenbar ein versierter Boule-Kenner, die Spielregeln. Ein wenig wurde noch darüber diskutiert, ob man die Bahn mit Blick auf die Nassauer Burg oder besser in der entgegengesetzten Richtung bespielen sollte, dann waren die Teams auch schon gebildet: Für die Leifheit-Stiftung kämpften Ilse Leifheit, Peter Josef Mertes und Ingo Nehrbaß, für die Stiftung Scheuern die Bewohner Lena Engelke und Siegfried Bednarzik gemeinsam mit Pfarrer Gerd Biesgen um Sieg und Ehre. Nach dieser ersten „Wettbewerbsrunde“, bei der der Spaß an der Freud logischerweise klar im Vordergrund stand, hieß es „Bahn frei für alle“. Auf dieses Kommando hatten einige nur gewartet: Rund ein Dutzend Spieler testete unter den Blicken zahlreicher Zuschauer die funkelnagelneue Boulebahn, die übrigens allen Bürgern aus Nassau und darüber hinaus kostenlos zur Verfügung steht, auf Herz und Nieren.
Denkmal Gedruckter Führer erscheint noch im Oktober – Arbeiten für Ausstellung laufen
Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz
Nassau. Ein gedruckter Burgführer und eine Ausstellung im Bergfried sollen künftig Besucher über Geschichte und Bedeutung der Burg Nassau informieren. Das Büchlein soll im Oktober rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse vorliegen. Die geplante Ausstellung ist noch in der Konzeptionsphase. Mittlerweile hat der Mainzer Bauforscher Lorenz Frank seine Arbeit aufgenommen, dessen Ergebnisse in die Ausstellung einfließen.
Die Ausstellung über die Baugeschichte und die Historie des Hauses Nassau-Oranien soll nach Möglichkeit ganzjährig tagsüber geöffnet sein. Demnach könnte außerhalb der Saison die Burgpächterin oder jemand anderes morgens auf- und abends wieder abschließen. „So handhaben wir das auch auf der Sterrenberg“, erläutert Angela Kaiser-Lahme, Direktorin von Burgen, Schlösser, Altertümer. Das Ziel: „Wenn jemand auf die Burg kommt, soll er auch die zur Verfügung stehenden Informationen bekommen.“ Allein bei Schnee und Eis müsste die Burg allerdings schon wegen der steilen Zuwegung geschlossen bleiben.
Die Konzeption der Ausstellung, die im Bergfried sein soll, steht noch am Anfang. Klar ist, dass alle Texte in drei Sprachen verfügbar sein werden: Deutsch, Englisch und Niederländisch. „Gerade die Niederländer sind sehr interessiert an der Stadt Nassau und der Region“, sagt Kaiser-Lahme. Schließlich verehren die Nachbarn Wilhelm I. von Nassau (1533 bis 1584) als Vater des Vaterlandes und widmen ihm ihre Nationalhymne „Het Wilhelmus“. Außerdem will man sich an bewährte, klassische Ausstellungsrezepte halten und auf multimediale Elemente weitgehend verzichten. „Technik schafft Folgekosten“, erläutert Kaiser-Lahme. Außerdem sei oft schon die Entwicklung der Anwendungen teuer. Für interaktive Audioguides und Ähnliches brauche man zudem eine Ausgabestelle mit ausgedehnten Öffnungszeiten.
Damit mehr zu sehen ist als Bilder und Texttafeln, sollen Ausstellungsstücke beschafft werden. „Wir haben begonnen zu recherchieren, was dafür infrage kommt“, sagt Florian Hasenknopf, der für Burgen, Schlösser, Altertümer im museumspädagogischen Bereich tätig ist. Die gesamte Präsentation solle für jedermann und jede Altersgruppe verständlich sein. Eintritt werde nicht verlangt. Für die Erarbeitung des geplanten Modells, das die Burg in ihrem Zustand im 13. Jahrhundert zeigen soll, sei noch Bauforschung zu betreiben. Diese findet nun durch Lorenz Frank parallel zur derzeitigen Sanierung des Mauerwerks statt. Die daraus resultierende Visualisierung soll laut Kaiser-Lahme auch deutlich machen, welch wertvolle historische Substanz auf dem Burgberg vorhanden ist, die es zu schützen gelte.
Die Zuwegung zur Burg Nassau ist ein Thema, das die Direktorin von Burgen, Schlösser, Altertümer immer wieder anspricht. „Die enge Straße ist ein Problem, wenn Gegenverkehr kommt“, sagt sie. „Deshalb ist eine Alternative von unserer Seite her durchaus erwünscht. Überlegungen gibt es ja schon.“ Damit spielt sie offenkundig auf Gedankenspiele an, die ein Student der Hochschule Koblenz 2015 im Rahmen seiner Bachelorarbeit angestellt hatte. Dabei war von einer Art Schrägaufzug die Rede gewesen – eine Möglichkeit, die Kaiser-Lahme wegen des geringen dafür notwendigen Eingriffs in die Natur und das Burgbauwerk „sehr überzeugend“ findet.
Dass mit einem solchen Projekt kurzfristig nicht zu rechnen ist, weiß die Direktorin. „Manche Dinge brauchen Zeit und die passenden Partner“, meint sie. Als kurzfristige Lösung bringt sie eine Ampelregelung als Idee ins Spiel, die Begegnungsverkehr auf der engen Straße vermeiden könnte. Die Zufahrt mit dem Auto generell zu untersagen und die Besucher auf den Wanderweg zu verweisen, hält sie für unrealistisch. „Wenn ich Besuchergruppen bei der Anmeldung sage, dass sie erst einmal 20 Minuten Fußweg zurücklegen müssen, springen die meisten ab“, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen.
Landrat Frank Puchtler, Nassaus Bürgermeister Udo Rau und Stadtoberhaupt Armin Wenzel begrüßen das Engagement des Landes als Eigentümer der Burg und der G. und I. Leifheit-Stiftung als wichtiger Geldgeber, der insgesamt 30 000 Euro in diesem und im nächsten Jahr zur Verfügung stellt. „Wir Nassauer haben immer gern gegeben“, spielt Rau auf die ins 19. Jahrhundert zurückreichende Legende, nach der Studenten aus dem Herzogtum an der Universität in Göttingen auf Kosten eines Nassauer Studienfonds verköstigt wurden. Fehlte einer der Studenten, soll sich stets schnell ein Fremder gefunden haben, der das Gratismahl verspeiste und somit nassauerte. „Wir nehmen aber auch gern“, fügt der Bürgermeister mit Verweis auf den Sachverstand der Burgenverwaltung und das Geld der Stiftung hinzu.
Der geplante Bildführer und die Ausstellung sind Rau zufolge gute Mittel, um die Menschen besser über die Besonderheiten der Burg zu informieren. Sie sei auf den ersten Blick eine Burg wie viele andere, „aber sie fasziniert auf den zweiten Blick, wenn man ihre Geschichte kennt“, sagte er. Dazu müsse der rote Faden dargestellt werden, der das Damals mit dem Heute verbinde – sprich: den römisch-deutschen König Adolf (1292 bis 1298) mit dem heutigen Königshaus der Niederlande und dem Geschlecht der Großherzoge von Luxemburg. Bislang gebe es vor Ort jedoch nur den Stammbaum im Rittersaal, den einst Karl-Heinz Schönrock entwarf. „Das wird künftig noch besser erlebbar sein“, so Rau.
Landrat Frank Puchtler bezeichnet die Burg als einen „Schatz im Nassauer Land, den man besser ins Bewusstsein rücken muss“. Über den Tourismus könne man Geschichte und Tradition mit Wertschöpfung verbinden. Die bessere Vermittlung der Burggeschichte sei notwendig, denn „man muss auch etwas zeigen können, wenn man Menschen aus ganz Deutschland und aus Europa in die Region locken will“. Außerdem könne über das Thema ein gesundes Selbstbewusstsein für den ländlichen Raum entwickelt werden. „Vor Jahrhunderten hat Nassau Weltgeschichte geschrieben“, sagt der Landrat.
Stadtbürgermeister Armin Wenzel versprich: „Wir tun alles, was wir können, um die Burg zu beleben.“ Wichtiger Partner sei dabei die Burgpächterin Diana Neuenfeldt. Die Stadtführer seien mittlerweile auch in der Lage, eine Burgführung vorzunehmen. Mit der geplanten Ausstellung und dem Informationsband werde man es schaffen, noch mehr Menschen nach Nassau zu ziehen.
Spende Leifheit-Stiftung unterstützt vielfältiges soziales Engagement in Nassau mit 12 000 Euro – Breites Publikum ansprechen
Von unserem Mitarbeiter Bernd-Christoph Matern
Nassau. Motiviert blicken die ehrenamtlich engagierten Akteure der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Nassau und der Verbandsgemeinde nach vorn: Der Ortsverein, bekannt vor allem durch seine Begegnungsstätte „Kaffeekanne“ in der Schlossstraße 4, will mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und Projekten als Zentrum für soziale Kommunikation zu mehr Mobilität und einem lebenswerten Miteinander sowohl im Alter als auch zwischen den Generationen beitragen.
Das bekräftigten jetzt Vorstandsmitglieder bei einem Besuch von Vertretern der G. und I. Leifheit-Stiftung, der die Ehrenamtlichen zusätzlich motivierte: Einen Scheck in Höhe von 12.000 Euro überreichten der neue Geschäftsführer der Stiftung Ingo Nehrbaß und der stellvertretende Stiftungsvorsitzende Josef Peter Mertes für die Arbeit der AWO in diesem Jahr. „Angesichts der laufenden Kosten, die wir jedes Jahr zu stemmen haben, ist uns diese Unterstützung mehr als willkommen“, dankte der Vorsitzende Dieter-Klaus Bielicki zusammen mit seinen Vorstandskollegen Wolfgang Micke und Herbert Baum. Ohne diese Förderung könnten die sozialen Angebote in diesem Umfang nicht aufrechterhalten werden.
Aus solch einer finanziellen Sicherheit heraus ließen sich auch neue Ideen verwirklichen, sagte Herbert Baum. Aufgabenfelder, für die die AWO Weichen stellen möchte, kamen unter anderem während des ebenfalls von der Leifheit-Stiftung angeregten ersten AWO-Dialogs „Gut leben in Nassau“ zur Sprache. „Zum einen ist den Menschen alles wichtig, was Gesundheitsfragen anbelangt, zum anderen wollen wir die damit eng verknüpfte Frage der Mobilität älterer Menschen gern in den Fokus rücken“, erklärte Baum den Stiftungsvertretern.
Trotz optimalem Standort mitten in der Stadt sei Mobilität besonders wichtig, um einer Vereinsamung im Alter vorzubeugen. Für manche sei es schon schwierig, von Scheuern in die Stadt zu kommen, um etwa mittwochs am Seniorentreff von 15 bis 18 Uhr teilzunehmen oder dem ebenso beliebten wie günstigen Mittagessen, für das die Türen der Kaffeekanne donnerstags ab 11.30 Uhr offen stehen, so Baum. Wie die Menschen schon in Nassau selbst, erst recht aber innerhalb der Verbandsgemeinde zu Zielen wie etwa einer Arztpraxis kommen, sei ein echtes Problem, ergänzte Bielicki. „Ein Arztbesuch wird da zur Tagestour; auf eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wird oft ganz verzichtet“, beschreiben die beiden die Situation.
Deshalb würde die AWO gern an der Organisation eines Mobilitätsdienstes mitwirken, um diese „schwerwiegende Versorgungslücke für Ältere und Alleinstehende zu schließen“, so Baum. Als Beispiel wurde auf den „Einrich-Bus“ in der benachbarten Verbandsgemeinde Katzenelnbogen verwiesen.
Recht zufrieden ist der AWO-Vorstand mit der derzeitigen Auslastung der rund 250 Quadratmeter großen Räumlichkeiten in der Schlossstraße, nicht zuletzt dank einer Reihe von Kooperationen. Der Freien evangelischen Gemeinde, dem Männergesangverein, dem DGB Rhein-Lahn, den „Netten Nachbarn“ und dem Tanztreff des Seniorenbüros „Die Brücke“ wird dort etwa Platz für unterschiedlichste Gelegenheiten der Begegnung geboten und damit reichlich Boden für soziale Kommunikation. Herzstück bleibt neben dem Mehrzwecksaal und den Büroräumen die „Kaffeekanne“ mit seiner angrenzenden Küche. „Auch wenn ich manchem Passanten gern sagen würde: Trau dich und komm ruhig mal rein“, so Wolfgang Micke.
„Mit eigenen Veranstaltungen und denen, an denen wir beteiligt sind, wollen wir künftig ein noch breiteres Publikum ansprechen“, so Bielicki. Dazu zählen neben Heringessen, Hausflohmärkten, Familienausflügen, einer Erntedankfeier, Adventsmarkt und dem Heilig-Abend-Treff für Alleinstehende nun auch die Veranstaltungsreihe „AWO im Dialog“ sowie Ernährungsschulungen in Kooperation mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung. Bewegung und Gesundheit soll auch der Seniorentanztreff an jedem ersten Sonntag im Monat von 15 bis 17 Uhr fördern. Daneben ist den AWO-Akteuren, dessen „harter Kern“ allein jedes Jahr etwa 6000 Stunden an ehrenamtlichem Einsatz aufbringt, auch das Miteinander der Generationen wichtig. „Integrieren statt isolieren“ heißt dabei die Devise, die auch für den Aufbau eines Jugendwerkes gelten könnte.
„Es ist schon toll, wie viele Initiativen mit der ehrenamtlichen Arbeit hier unterstützt werden und wie viel soziale Hilfe daraus resultiert“, kommentierte Josef Peter Mertes das AWO-Engagement in Stadt und Verbandsgemeinde. Deshalb habe die Stiftung wie schon im Vorjahr auch gern wieder das Geld zur Verfügung gestellt.
Ansprechpartner Ilse Leifheit stellt Geschäftsführer und Ansprechpartner Ingo Nehrbaß in Nassau vor
Nassau. Ilse Leifheit und Dr. Jochen Peter Mertes vom Vorstand der G. und I. Leifheit-Stiftung haben in Nassau als Geschäftsführer der Stiftung Ingo Nehrbaß vorgestellt. Er soll jetzt vor Ort von der Stiftung geförderte Projekte betreuen und als Ansprechpartner bei deren Begleitung sowie für Anfragen fungieren. Dafür hat die Stiftung ein Büro angemietet, das sich in der Späthestraße 3-5 zwischen Amtsplatz und Obertal befindet.
„Die Fülle an Projekten, die von unserer Stiftung in Nassau und der Region unterstützt werden, hat uns dazu veranlasst, diese Stelle einzurichten, damit wir hier stärker als bisher präsent sein können“, erklärte Mertes den Beschluss des Vorstandes, als er mit dessen Vorsitzender Ilse Leifheit den neuen Vertreter der Stiftung an seinem künftigen Arbeitsplatz in Nassau begrüßte und auf die wichtige Aufbauarbeit des Generalsekretärs der Stiftung, Werner Stump, hinwies. „Wir haben jetzt so viele Projekte in Nassau und der Region auf den Weg gebracht, die eine permanente Betreuung erfordern“, erinnerte Mertes unter anderem ans private Gymnasium Leifheit-Campus, die Stiftungsprofessur für Geriatrie in Mainz, den Bildungspakt für Nassau, das Lahnfestival sowie den Nassauer Dialog, der dieses Jahr für den 29. September bis zum 1. Oktober terminiert ist. Und dies ist nur ein kleiner Teil vieler Projekte. Dafür brauche es auch einen Experten in der Vermögensverwaltung.
Ingo Nehrbaß bringt 30 Jahre Erfahrung aus dem Bankgeschäft mit. Zuletzt war er als Marktgebietsleiter der Deutschen Bank Wealth Management verantwortlich für Rheinland-Pfalz Nord und Wiesbaden. Der Geschäftsführer kommt aus dem Kapitalmarktgeschäft und verdiente seine ersten Sporen bei der damaligen Bayerischen Vereinsbank in Mainz. Über ein Traineeprogramm ging es bis zum Abteilungsdirektor, ehe er 2005, nach 18 Jahren, eine neue Herausforderung im Wealth Management der Deutschen Bank annahm. Über diesen Weg ist der Rheinhesse schon seit mehr als zehn Jahren der G. und I. Leifheit-Stiftung eng verbunden. „Ich möchte mein Wissen aus dem Finanz- und Kapitalmarktgeschäft zum Wohl der Stiftung einbringen, um damit ganz konkret bestehende und zukünftige Projekte im Kultur-, Bildungs- und Gesundheitsbereich begleiten zu können“, freut sich Nehrbaß im Gespräch mit der Rhein-Lahn-Zeitung auf seine neue Aufgabe, der er mit großer Neugier und Motivation entgegen sieht.
Der 52-Jährige gebürtige Hamburger ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen und nutzt die neben Familie und Beruf verbleibende Zeit gern für Fußball und Mountainbiken. Wenn das neue Büro in der Späthestraße in Nassau dann Ende diesen Monats komplett eingerichtet ist, wird Ingo Nehrbaß dort nach telefonischer Vereinbarung auch Besucher beraten können.
Buch Stiftung stellt umfassende Dokumentation über Unternehmer, Stifter und Ehrenbürger der Stadt Nassau vor
Nassau. „Günter Leifheit. Es muss den Menschen dienen!“ So lautet der Titel eines Buches, das den Unternehmer, Stifter und Ehrenbürger der Stadt Nassau umfassend porträtiert. Archivmaterial, Briefe, Fotos und vor allem Schilderungen von Zeitzeugen hat der Autor Wolfgang Redwanz in mühsamer Recherche in zwei Jahren zusammengetragen und auf insgesamt 290 Seiten lesenswert aufbereitet. Die „G. und I. Leifheit Stiftung“ als Herausgeberin stellte das Werk nun der Öffentlichkeit vor, das ein Stück erfolgreicher deutscher Unternehmergeschichte dokumentiert.
Die Dokumentation setzt zwei Schwerpunkte: Einmal blickt sie auf den Unternehmer Günter Leifheit, dessen unternehmerische Laufbahn beginnt, als er 1948 Ingeborg Kaiser heiratet und in die Firma Kaiser & Co. in Witten eintritt. 1959 gründet er mit seiner 1999 verstorbenen Frau die Firma Leifheit in Nassau und entwickelt sie von der Teppichkehrer-Produktion in nur 14 Jahren zum international erfolgreichen Unternehmen im Haushaltswarenbereich. Zum anderen richtet das Buch den Fokus auf den Förderer und Ehrenbürger der Stadt Nassau, der sich der 1920 in Wetter an der Ruhr geborene Unternehmer bis zu seinem Tod im Jahr 2009 stets tief verbunden fühlte. Für beides galt Leifheits Überzeugung: „Es muss den Menschen dienen.“
Allein 55 Zeitzeugen, die Leifheit sowohl als Gründer der heutigen Aktiengesellschaft kannten als auch als Förderer Nassaus, interviewte Redwanz für die Publikation. In Verbindung mit Dokumenten aus dem Stadtarchiv, schriftlichen Aufzeichnungen wie etwa Lehrverträgen, Briefen und Stadtratsbeschlüssen sowie Berichten der Rhein-Lahn-Zeitung gelang dem Autor ein sehr detaillierter Blick auf den Unternehmer und den Mäzen, der 1972 das Unternehmen verkaufte und sich 1974 mit seinem Wegzug in die Schweiz auch aus der Geschäftsleitung zurückzog. „Und doch war er über alles, was in Nassau geschah, immer bestens informiert, besser als mancher Nassauer“, beschreibt Redwanz den sehr interessierten Leifheit. Der ehemalige Abteilungsdirektor der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion hat den Unternehmer selbst nie persönlich kennengelernt, was ihm einen neutralen Blick auf dessen Leben und Wirken ermöglichte. Ein Streifzug durchs heutige Nassau zeigt auf Schritt und Tritt die Verbundenheit mit dem Städtchen an der Lahn, wo der Ehrenbürger auch seine letzte Ruhestätte fand. Allein 60 Seiten der Dokumentation widmen sich dem Förderer von Stadt und Region, die ab dem Jahr 2000 einen regelrechten „Boom“ erfuhr. „Er will und kann dabei auch etwas zurückgeben an diejenigen, die in seiner Firma gearbeitet haben und ihm zu Wohlstand verholfen haben“, schreibt Redwanz. Ganz entscheidend komme dabei der Einfluss von Leifheits aus Nassau stammender Ehefrau Ilse zur Geltung. Mit ihr lebt der Unternehmer bis zu seinem Tod in der Schweiz und unterstützt bis dahin unzählige Projekte – bis hin zum Bau des Kulturhauses.
So genau er über Details in der Planung und den Fortschritt der von ihm geförderten Projekte informiert sein wollte, so diszipliniert und akkurat sorgte Leifheit auch für den Erfolg seines Unternehmens. „Heben sie mal die 50 Pfennig auf“, erinnert Ilse Leifheit an den Ordnungssinn ihres Mannes, wenn er durch die Produktionshalle ging und ein entsprechend teures Teilchen auf dem Boden liegen sah. Ein Gespür für den wohl durchdachten Ton im Umgang mit Mitarbeitern und Ironie bezeugt eine andere Geschichte, die dem Autor erzählt wurde. Einem krank gemeldeten Angestellten, der offensichtlich sein Haus baute, soll er einen Blumenstrauß mit Genesungswünschen geschickt haben. Den Menschen zugewandt zeigte sich der Firmenchef aber auch, wenn diese im Privaten Hilfe brauchten. „Er hat ordentliche Arbeit verlangt, aber auch geholfen, wenn er von privaten Notlagen erfuhr“, so Redwanz. Das konnte ein zinsloses Darlehen für ein Auto oder Grundstück sein oder ein guter Rat, der bei Liebeskummer tröstete. Fasziniert hat den Autor, dass Leifheit die damals 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allesamt mit Namen kannte. Die Bodenständigkeit des Unternehmers, der gern Erbsensuppe und Bratkartoffeln aß, bezeugten viele Interviewpartner wie die langjährige Mitarbeiterin Rosel Schwarz. „Er brachte seine Fahrer nicht nur in guten Hotels unter, er konnte auch selbst Holzklasse fahren“, so Redwanz.
Die Dokumentation erinnert außerdem an Leifheit als einen Pionier in Sachen Marketing und TV-Werbung. In der Anwerbung qualifizierter Fachkräfte zeigte er als Personalchef viel Sorgfalt, die ebenfalls Charakterzüge als Mensch und unternehmerische Führungskraft offenbaren. Im Umgang mit der Konkurrenz soll Leifheit beim Abwerben nicht zimperlich gewesen sein. So war der Handelsvertreter Karl-Heinz Dieckmann vom Charisma des Unternehmers sofort angetan, als er von Dieter Schüfer nach Nassau zum Gespräch mit Leifheit eingeladen wurde, um künftig für das Unternehmen zu arbeiten. Schüfers Auftrag: Dieckmann „um jeden Preis an Land ziehen“.
Gut kann sich der heute 96-Jährige aus Ratingen noch an manches Verkaufsgespräch mit großen Handelsketten erinnern, in denen Leifheit viel Verhandlungsgeschick und Cleverness zeigte. „Die waren richtig froh und stolz, mit einem Mann wie Günter Leifheit einen Vertrag zu machen“, berichtet Dieckmann, der zu einem Freund der Familie wurde und auch bei der Buchpräsentation dabei war. „Lesen, lesen, lesen“ war ein Rat, den Leifheit seinen Lehrlingen mitgab, um sich nicht nur in fachlicher Kompetenz, sondern auch im Zeitgeschehen zu bilden. In der zweijährigen Recherche habe Redwanz einen Mensch, Unternehmer und Liebhaber von Nassau kennengelernt, der seine Klugheit einer steten Lernfähigkeit zu verdanken habe. „Ein großer Mann, der Ausstrahlung und Charisma hatte, äußerst kommunikativ war und über ein phänomenales Gedächtnis verfügte“, resümiert der Autor. Aufzeichnungen über den Mensch und Bürger Leifheit sowie ein Überblick über die Arbeit der von ihm und seiner Ehefrau Ilse gegründeten „G. und I. Leifheit Stiftung“, die unter dem Vorsitz von Ilse Leifheit und Dr. Josef Peter Mertes die Förderung von Nassau und der Region im Sinne des Unternehmers fortführt, runden die Dokumentation ab. Bernd-Christoph Matern
Die Dokumentation von Wolfgang Redwanz „Günter Leifheit. Es muss den Menschen dienen!“, herausgegeben von der G. und I. Leifheit Stiftung, ist erhältlich für 14,50 Euro bei der Buchhandlung Jörg in Nassau, Telefonnummer 02604/4361 oder E-Mail an info@fotoriege. de. Weitere Informatione gibt es über die App RZplus.
Nassau. Es war ein sehr würdiger Rahmen, in dem nach einjähriger Sanierung das Ehrengrabfeld auf dem Nassauer Friedhof eingeweiht wurde. Am neunten Todestag des Nassauer Ehrenbürgers Günter Leifheit würdigten zahlreiche Ehrengäste und Redner den neu gestalteten Hangbereich und bezeichneten die Anlage mit ihren 250 kleinen Gedenkplatten als ein Mahnmal, das Jung und Alt dazu auffordere, sich für den Frieden zu engagieren.
Stadtbürgermeister Armin Wenzel (CDU) erinnerte beim Festakt zur offiziellen Einweihung des Grabfeldes und zum Gedenken an Günter Leifheit in der voll besetzten Trauerhalle des Friedhofs an die Geschichte des Ehrenfriedhofs, der im Jahr 1958 angelegt wurde. Wenzel zeigte sich dankbar, dass Ilse Leifheit vor anderthalb Jahren nicht nur den Anstoß für eine Sanierung des Geländes gab. Mit 70 000 Euro übernahm die G. und I. Leifheit-Stiftung auch den Hauptanteil der Sanierungskosten; 20 000 Euro steuerte das Land Rheinland-Pfalz bei.
Die Gräber legten ein Zeugnis dafür ab, dass Frieden herrschen soll, sagte der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Thomas Linnertz und wies darauf hin, dass das geeinte Europa das größte Friedensprojekt überhaupt sei. Der Lahnsteiner Oberbürgermeister Peter Labonte (CDU) sprach der Leifheit-Stiftung und ihrer Vorsitzenden Ilse Leifheit im Namen des Landesverbandes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Dank für deren Initiative aus. Jeder habe ein Gefühl dafür, sich vor Gräbern verbeugen zu müssen. Sie seien ein äußerlich stiller und innerlich lauter Schrei nach Leben.
Verbandsgemeinde-Bürgermeister Udo Rau (CDU) würdigte das Leben von Günter Leifheit, der als erfolgreiche Persönlichkeit nie die Bodenhaftung verloren habe. Ähnlich wie der verstorbene Helmut Kohl mit dessen Vision eines von Frieden geprägten Europas, habe auch Leifheit aus einer christlichen Grundhaltung heraus wichtige Weichen für die Zukunft gestellt, um mit der Gründung einer Stiftung Gutes für Nassau und die Region zu tun.
Für eine sehr stilvolle musikalische Umrahmung der Gedenkfeier sorgten Mitglieder des Blasorchesters Lahn Sin(n)fonie aus Nassau. „Ich bin mir sicher, dass das unserem Stifter gefallen hätte“, sagte mit Überzeugung der stellvertretende Stiftungsvorsitzende Dr. Josef Peter Mertes, der die Gäste anschließend nach einer Gedenkminute am Grab von Günter Leifheit zu dem neu gestalteten Ehrenfriedhof geleitete.
Zusammen mit Stadtbürgermeister Armin Wenzel enthüllte Ilse Leifheit dort eine Bronze des Künstlers Patrick Gerz, die ebenso wie mehrere Basaltkreuz-Gruppen auf das Grabfeld hinweist. Zusammen mit Thomas Linnertz drapierten die beiden außerdem einen Kranz zum Gedenken an die Toten. Die Stadt nutzte die unten angelegte Rasenfläche, um dort Grabsteine und Kreuze bekannter Nassauer aufzustellen, wie zum Beispiel den von Christian Epstein, der sehr lange, von 1867 bis 1906, als Bürgermeister von Nassau amtierte.
Übergabe Erneut 50 000 Euro für musikalische Förderung von Kindern und Jugendlichen – Hilfe für tonArt bei Bildung von Kinderchören
Nassau. Für das Vorhaben „Frühkindliche Musikerziehung“ innerhalb der Verbandsgemeinde Nassau – welche in diesem Jahr erneut in den Kindertagesstätten und Schulen der VG Nassau umgesetzt werden soll – wurde kürzlich im historischen Rathaus ein Bewilligungsbescheid in Höhe von 50 000 Euro durch den stellvertretenden Vorsitzenden der G. und I. Leifheit-Stiftung, Josef Peter Mertes, im Beisein von Stadtbürgermeister Armin Wenzel an Bürgermeister Udo Rau übergeben. Die Förderung kommt dem „Bildungspakt“ der Verbandsgemeinde Nassau, der eine unselbstständige Stiftung ist und die Schulen und Kitas in der Verbandsgemeinde Nassau fördert, zugute.
Mit diesen Fördermitteln sollen erneut mehrere eingestellte Angebote wie zum Beispiel die frühkindliche Musikerziehung in den fünf Kindertagesstätten und Grundschulen der Verbandsgemeinde Nassau, das „Frankfurter Kinderliedermacher Festival“ sowie spezielle Workshops für Schulen, Kindertagesstätten und deren Erzieherinnen und Erzieher innerhalb der Verbandsgemeinde Nassau und einiges mehr fortgeführt werden, um somit die frühkindliche Musikerziehung zu fördern. Bürgermeister Udo Rau sprach der G. und I. Leifheit-Stiftung im Namen des Bildungspaktes der Verbandsgemeinde Nassau seinen besonderen Dank für die erneute finanzielle Unterstützung aus.
Wie der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung „Bildungspakt für Nassau“, der ehemalige VG-Bürgermeister Helmut Klöckner, mitteilt, fördert der Bildungspakt für Nassau die Gründung von Kinderchören des Vereins tonArt mit einer Summe von 6300 Euro. Der Bildungspakt kümmert sich seit einigen Jahren intensiv um die musikalische Früherziehung von Kindern aus der Verbandsgemeinde Nassau und begrüßt daher, dass der Verein tonArt nunmehr auch Kinder in drei Altersstufen an den Chorgesang heranführen will. Die hohen Anmeldezahlen bestätigten nach Ansicht Klöckners, dass der Verein mit einer qualitativ hochwertigen Ausbildung der Kinder auf dem richtigen Weg ist und damit einen wichtigen Beitrag für die Zukunft des Chorgesangs in der Verbandsgemeinde leistet. Weiterhin fördert der Bildungspakt eine Jugendfreizeit des Jugendtreffs Nassau mit 1000 Euro. ast/red
Spende Leifheit-Stiftung unterstützt die Lahn Sin(n)fonie Nassau mit 5000 Euro
Von unserem Mitarbeiter Bernd-Christoph Matern
Nassau. Mit 5000 Euro unterstützt die G.-und-I.-Leifheit-Stiftung die Lahn Sin(n)fonie Nassau. Dr. Josef Peter Mertes überreichte im Namen des Stiftungsvorstandes den Bewilligungsbescheid an Sonja Siere, die Vorsitzende des Blasorchesters. Gleich mehrfach entspreche die Arbeit der Sinfonie den Stiftungszielen, so Mertes: indem sie zur Bildung junger Menschen beitrage und sich zu einer festen Größe und einem echten Schatz im kulturellen Leben der Stadt Nassau und der ganzen Region entwickelt habe.
Diese Finanzspritze kann die Lahn Sin(n)fonie gut gebrauchen, wie Siere bei der Spendenübergabe erklärte. Gerade auf die Ausbildung von fast 30 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren, die jetzt Michael Dorp übernommen hat, ist die Sinfonie sehr stolz. Das Hauptorchester wird von Kay Gutjahr dirigiert. Insgesamt 53 Musiker umfasst das 2011 gegründete Gesamtorchester. Diese sorgen mit Querflöte, Klarinette, Oboe, Saxofon, Fagott, Trompete, Posaune und Tuba sowie an Euphonium, E-Bass und Klavier für den einzigartigen sinfonischen Klang, den der Dirigent dem Orchester bei seinen zahlreichen Auftritten mit und ohne Gesangssolisten immer wieder entlockt.
Instrumente sind ein Kostenfaktor
Neben dem Kauf des Notenmaterials ist die Anschaffung und Instandhaltung der Instrumente ein großer Kostenfaktor. „Ein Grundstock für Reparaturen muss immer vorhanden sein“, erläutert die Vorsitzende. Zurzeit erneuert das Orchester etwa seine Schlagzeug- und Percussion-Elemente.
Daneben investiert der Verein gern in die Fortbildung seiner musizierenden Mitglieder. „Wir ermöglichen beispielsweise immer wieder die Teilnahme an thematischen Lehrgängen oder laden auch gern externe Dozenten zu uns ein, um neue Tipps und Anregungen fürs gemeinsame Spiel zu bekommen“, erzählt Siere. Das Günter-Leifheit-Kulturhaus, in dem die Spende überreicht wurde, ist nun auch neuer Probenstandort der Lahn Sin(n)fonie.
Im Dachgeschoss studieren Musikerinnen und Musiker des Ausbildungsorchesters und des Hauptorchesters meistens freitagnachmittags und freitagsabends ihre Orchestersätze ein. Diese orientieren sich nicht nur aufgrund des jungen Durchschnittsalters am zeitgemäßen Musikgeschmack der Mitglieder. Auch sein Publikum bringt das Orchester bei unterschiedlichen Konzerten und Auftritten im Jahr mit bliebten Film- und Musicalmelodien sowie swingenden Weisen ins Schwelgen. Trotz der engagierten Nachwuchsarbeit sucht der Verein derzeit vor allem auch erwachsene Verstärkung in seinen Reihen. „Dringend sind wir im Moment auf der Suche nach tiefem Blech“, sagt Siere. Dazu zählen etwa Tuba oder Euphonium.
Wer an einer Mitwirkung im sinfonischen Blasorchester in Nassau interessiert ist oder auch an einer Ausbildung, die Grundkenntnisse voraussetzt, findet nähere Informationen auf der Website www.lahnsinfonie.de
Nassau. Für Nassau und Umgebung ist sie immens wichtig, doch die meisten Bürger und auch Ratsmitglieder kennen die G. und I. Leifheit-Stiftung lediglich als Größe, die im Hintergrund wirkt. Um einen konkreteren, persönlicheren Zugang zu ermöglichen, lud der Haupt- und Personalausschuss der Stadt vor Kurzem mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Josef Peter Mertes und dem Stiftungsbeauftragten Werner Stump zwei führende Vertreter zu seiner Sitzung ein.
Die Leifheit-Stiftung leiste in Nassau bereits jetzt vielfältige finanzielle Unterstützung, stieg Josef Peter Mertes in seine Kurzvorstellung ein: „Das geht teilweise unter, weil es oft kleinere Beträge sind.“ So fördere man beispielsweise den Projekt-Kinderchor tonArt Kids, den Männerchor Nassau und das Netzwerk Sozialkompass.
„Eine zentrale Rolle spielt, neben vielen weiteren Projekten, auch unser Engagement für den Leifheit-Campus, der sich als Privatschule drei Jahre lang aus eigener Kraft entwickeln muss“, ergänzte Mertes. Ein Prozess, bei dem die Leifheit-Stiftung in die Bresche springt. Aber, so der stellvertretende Vorsitzende: „Wir wollen den Leifheit-Campus auch über die erste Zeit hinaus begleiten.“
Welche neuen Vorhaben verfolgt die Stiftung? Für nächstes Jahr habe der Vorstand beschlossen, mit insgesamt 50.000 Euro Bildungsmaßnahmen zu fördern. 15.000 Euro erhält der Ende vergangenen Jahres aus der einstigen Kulturbörse hervorgegangene Verein KulturWerk – er übernimmt als Veranstalter Aufgaben, die zuvor in den Händen der Stadt Nassau lagen. Perspektivisch plane man auch, die Freiherr-vom-Stein-Grundschule und den Erhalt des Nassauer Burggebäudes zu fördern, berichtete Mertes. Und: „Wir hoffen, dass wir bald eine nicht profitorientierte Senioreneinrichtung auf die Beine stellen können.“
Außerdem wichtig zu wissen: Die Stiftung, deren Vorstand sich fünf bis sechs Mal im Jahr trifft, hat eine neue Satzung ausgearbeitet und auch die Förderung im Sport mit aufgenommen. Zudem sucht sie erstmals einen Geschäftsführer, die Ausschreibung befinde sich in der Endphase. „Damit die Antragsteller direkt vor Ort einen Ansprechpartner haben, wird die Geschäftsstelle in Nassau ansässig sein“, erklärte Werner Stump, der ankündigte, sich aus seiner Arbeit als Stiftungsbeauftragter zurückzuziehen: „Nicht zuletzt, weil ich einen Anfahrtsweg von deutlich über 100 Kilimetern habe.“
Voraussetzung für einen Förder-Zuschlag von der G. und I. Leifheit-Stiftung sind die anerkannte Gemeinnützigkeit und die Öffentlichkeitswirksamkeit des betreffenden Projekts – und natürlich, dass es in einem der genannten Bereiche angesiedelt ist. Straßensanierungen fallen damit beispielsweise flach, auch mit dem Städtebau ist es so eine Sache. „Eine Co-Finanzierung wird es nicht geben“, stellte Stump klar. „Aber schließlich gehören zur städtebaulichen Entwicklung auch viele kulturelle Dinge dazu, über die man eventuell einen Anknüpfungspunkt finden kann.“
Kurzum: Es komme darauf an, Anträge geschickt zu stellen und so zu argumentieren, dass es in die Logik der Leifheit-Stiftung passt. Antragsformulare gibt es auf der Internetseite der Stiftung. Auch die Förderrichtlinien kann man dort einsehen. Insgesamt komme durch die Leifheit-Stiftung eine gewaltige Geldsumme nach Nassau, fassten Mertes und Stump zusammen, ohne dabei konkrete Zahlen zu nennen: „Das ist wie ein Schattenhaushalt, der neben dem kommunalen Haushalt steht.“
Wichtig sei bei alledem aber, dass man als Nassauer nicht ausschließlich die Stadt im Blick habe. Oder wie Stump es formulierte: „Es gilt, die Kräfte im Lahntal zu mobilisieren, um gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Man muss an den Raum insgesamt denken – nicht zuletzt auch, um ein Gleichgewicht der Kräfte gegenüber Bad Ems herzustellen.
Projekt Leifheit-Stiftung unterstützt das Vorhaben
Nassau. Im Ortsteil Bergnassau-Scheuern wird sich in den kommenden Jahren einiges verändern. Die Dorferneuerung steht an, und die Stiftung Scheuern wird sich weiter öffnen. Ein kleines Projekt, das die Richtung erkennen lässt, wird jetzt von der G. und I. Leifheit-Stiftung unterstützt. Auf der Festwiese nahe Grillhütte und Seerosenteich soll eine Boulebahn entstehen, „die den Bewohnern und den Bürgern der Stadt offen steht“, sagt Vorstand Gerd Biesgen. „Das ist ein geeigneter Ort“, findet der Pfarrer, denn auch das stftungseigene Café Orgelpfeife ist nur wenige Schritte entfernt. Die idyllische Ecke im Mühlbachtal bietet zudem einen schönen Blick auf die Stammburg Nassau und bringt alles mit, was für eine gemütliche Boule-Partie notwendig ist. Die G. und I. Leifheit-Stiftung fördert das Vorhaben mit 5000 Euro.
Seit zwei jahren stehen die Stiftung Scheuern und die Leifheit-Stiftung miteinander in Kontakt. „Die Boulebahn kann ein Einstiegsprojekt sein“, sagt Biesgen und deutet damit eine weitere Zusammenarbeit an. In Scheuern will man auf dem Gelände in den kommenden Jahren einiges anpacken. Im Sommer dieses Jahres beginnen Umbau und Sanierung des Alten Hauses. „Wir wollen uns gegenüber dem Ortsteil Scheuern und der Stadt öffnen, damit Inklusion Gestalt annimmt“, sagt Vorstand Biesgen. Dazu werde man sich auch im Rahmen des bevorstehenden Dorferneuerungskonzepts einbringen.
Durch die Dorferneuerung haben Private Chancen auf staatliche Fördermittel für ihre Vorhaben. „Das gilt auch für die Stiftung Scheuern“, sagt Josef Peter Mertes, Vorstandsmitglied der G. und I. Leifheit-Stiftung. Aus anderen Behinderteneinrichtungen im Land wie dem Evangelischen Diakoniewerk Zoar gebe es Beispiele, wie solche ein Wohnprojekt für das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderungen in einem Gebäudeensemble entwickeln. In Ludwigshafen etwa wurde ein Wohnangebot für Menschen mit Beeinträchtigungen geschaffen, während zudem Appartements auf dem freien Wohnungsmarkt angeboten werden. Biesgen selbst steht in regem Austausch mit der in Südhessen ansässigen Nieder-Ramstädter Diakonie. „Früher wurden Menschen mit Behinderungen am Rande platziert“, nimmt er auch auf die bauliche Entwicklung der Scheuerner Einrichtung Bezug. „Es ist eine Frage von Generationen, ein anderes Bewusstsein zu entwickeln.“
Mittelfristig sei es denkbar, bei Neubauten oder Sanierungen auf dem Stiftungsgelände auch Wohnraum für jedermann einzuplanen. Mertes, ehemals Leiter einer Förderschule, und Biesgen sind sich einig: „Das alles braucht Zeit, vieles ist schwierig und muss eingeübt werden.“