Nassau. Froh waren der Abteilungsleiter Tischtennis-Leistungssport des TV 1860 Nassau, Erwin Gabel, und Horst Gerheim, Geschäftsführer des Fördervereins Tischtennis-Leistungssport im TV 1860 Nassau, über eine Spende in Höhe von 1500 Euro der G. und I. Leifheit-Stiftung, die in Person des Geschäftsführers der Stiftung, Ingo Nehrbaß, im Nassauer Rathaus überreicht wurde. Bürgermeister Udo Rau sowie Stadtbürgermeister Armin Wenzel lobten Gabel für sein unermüdliches Engagement im Verein, das auch der Stadt Nassau zugutekomme
Lesung Aus Wolfgang Redwanz’ Buch über Nassauer Ehrenbürger Leifheit
Von unserem Mitarbeiter David Metzmacher
Nassau. Er war Unternehmer, Förderer, Stifter. Zeitgenossen beschreiben ihn als humorvoll, bodenständig, temperamentvoll und charismatisch. „Er hat viel für die Freiherr-vom-Stein-Stadt getan“, sagt Wolfgang Redwanz, Autor einer Dokumentation über einen außergewöhnlichen Bürger Nassaus: Die Rede ist von Günter Leifheit.
Noch zahlreiche Stühle mussten dazu gestellt werden, so groß war der Andrang zur Lesung des Buches „Günter Leifheit. Es muss den Menschen dienen!“, die der Geschichtsverein Nassau ausgerichtet hatte. Und so waren es fast 70 Interessierte, unter ihnen sogar Besucher aus dem fernen Amerika, die im Ratssaal der Stadthalle erschienen waren, um mehr zu erfahren über Günter Leifheit, Ehrenbürger der Stadt Nassau.
Über diesen hatte Redwanz im Auftrag der G. und I. Leifheit-Stiftung eine „Dokumentation“ geschrieben, wie er sagte. „Der Auftrag war nicht, eine Biografie zu schreiben, sondern einen Bericht über das Leben und Wirken von Günter Leifheit in Nassau und Umgebung“, erklärte Redwanz. So sprach er im Rahmen seiner Recherche mit mehr als 55 Zeitzeugen, darunter zahlreiche Mitarbeiter Leifheits, Familienmitglieder sowie Bürger der Stadt Nassau. Verschiedene Dokumente unter anderem aus dem Nassauer Stadtarchiv sowie historische Bilder vervollständigten die Quellen für Redwanz’ umfassendes Werk.
„Als ich damals die Anfrage erhielt, ob ich ein Buch über Günter Leifheit schreiben würde, musste ich erst einmal fragen: Wer ist das denn?“, gibt Redwanz zu. Spätestens als dann aber seine Frau erklärte, dass sei „der mit den Haushaltsgeräten“, war für ihn alles klar. Redwanz selbst hat Leifheit nie persönlich getroffen. Als sich aber herausstellte, dass keiner der Personen, die Leifheit kannten, solch ein Buch über den Unternehmer schreiben würde, fragte die Stiftung den ehemaligen Lehrer an. Dies geschah in Person des stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Josef Peter Mertes, dem Redwanz schon durch gemeinsame Arbeit bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion bekannt war. „Dadurch, dass ich Günter Leifheit nicht persönlich gekannt habe, konnte ich in meiner Betrachtung die Objektivität wahren“, sagte Redwanz. „Nach der Auseinandersetzung mit ihm kann ich aber mit Bestimmtheit sagen: Ich hätte ihn sehr gern gehabt.“
Günter Leifheit wurde 1920 in Wetter an der Ruhr geboren. 1954 zog er nach Nassau, wo er 1959 mit seiner damaligen Frau Ingeborg die Günter Leifheit KG gründete, die heute eine weltweit agierende Aktiengesellschaft ist. „Leifheit war Unternehmer durch und durch“, sagte Redwanz, „und zudem ein großes Marketing- und Verkaufstalent.“ Doch 1973 verkaufte er schließlich das Unternehmen. „Der Wahlsieg der SPD unter Willy Brandt war sicherlich ein Grund dafür – er befürchtete höhere Unternehmensbesteuerung und eine falsche Wirtschaftspolitik“, erklärte Redwanz. Daher zog es Leifheit und seine Frau in die Schweiz, dort lebten sie mehr als 30 Jahre. Es sei jedoch auch ein guter Zeitpunkt zum Verkauf der Firma gewesen: Das Geschäft habe in seiner Blüte gestanden, und Leifheit konnte für eine hohe Summe verkaufen. Bei Redwanz kam durch die lange Wohnhaft Leifheits in der Schweiz die Frage auf: Wo ist Günter Leifheit zu Hause, wo ist seine Heimat? „Ich glaube, sein Herz und seine Gedanken sind in Nassau geblieben“, ist Redwanz sicher, dies beweise auch der Ort seiner letzten Ruhe: der Nassauer Friedhof.
Ingeborg Leifheit starb 1999, ein Jahr später heiratete Leifheit die Nassauerin Ilse. Mit ihr gründete er auch die G. und I. Leifheit-Stiftung, die bis heute viele Förderziele in Nassau und Umgebung umsetzt. „Seine Spuren sind in der ganzen Stadt zu finden“, sagte Redwanz, darunter das Kulturhaus sowie die Friedhofskapelle. Für seine unternehmerischen Tätigkeiten wurde Leifheit 1991 zum Ehrenbürger der Stadt Nassau ernannt. Leifheit starb am 2. Juli 2009.
Dr. Meinhard Olbrich, der Vorsitzende des Geschichtsvereins Nassau, zeigte sich sehr mit der Resonanz zur Lesung zufrieden. Die Dokumentation sei „mehr als eine Personen- oder Firmengeschichte, es ist auch eine Geschichte der Stadt Nassau“. Besonders begrüßte er Heidi Hartz aus Amerika, die mit ihrem Mann der Lesung beiwohnte. Sie wohnte bis 1945 im alten Amtshaus in Nassau und erlebte dort als Sechsjährige den Bombenangriff auf die Freiherr-vom-Stein-Stadt. „Schön, dass sie nach so einer langen Zeit Nassau nicht vergessen hat“, freute sich Olbrich. Außerdem verwies er noch auf ein anderes Stück Nassauer Geschichte: einen Wandkalender mit Werken der Nassauer Künstlerin Gerda Dürrbaum, den der Geschichtsverein Nassau herausgibt.
Der Kalender „Gerda Dürrbaum. Bilder aus Nassauer Zeit“ sowie das Buch „Günter Leifheit. Es muss den Menschen dienen!“ sind bei der Buchhandlung Jörg in Nassau erhältlich.
Leifheit-Campus Stiftung stellt Mittel bis 2023 als Darlehen und Zuschuss zur Verfügung
Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz
Nassau. Im Jahr 2023 soll der erste Jahrgang des Nassauer Leifheit-Campus sein Abitur ablegen. Damit das Gymnasium in privater Trägerschaft das Schulzentrum und die dazugehörige Sporthalle kaufen und die Räumlichkeiten des Schulgebäudes nach und nach renovieren und zeitgemäß für den Schulbetrieb ausstatten kann, ist viel Geld notwendig. Die G. und I. Leifheit-Stiftung hat nun die Finanzierung bis zum ersten Abitur am Leifheit-Campus zugesichert – teils als Zuschuss, teils als Darlehen. Dabei geht es um eine knapp zweistellige Millionensumme. „Es ist außergewöhnlich, was wir hier investieren“, sagt Dr. Josef Peter Mertes, stellvertretender Vorsitzender der G. und I. Leifheit-Stiftung.
„Das Konzept steht, die entsprechenden Vorstandsbeschlüsse sind gefasst. Jetzt geht es nur noch um die konkrete Vertragsausgestaltung“, sagt Ingo Nehrbaß, Geschäftsführer der Stiftung. In einem halben Dutzend gemeinsamer Sitzungen hat man laut Vorstandsmitglied Dr. Mertes ein langfristig tragbares Modell entwickelt. Erste Mittel wurden im November bereits an die Genossenschaft überwiesen, die Träger des privaten Gymnasiums ist. Denn schon 2018 stehen zwei Projekte an, die Meilensteine in der Entwicklung der 2015 gegründeten Schule sind: der Bau einer neuen Küche und Mensa und die Übernahme des gesamten Gebäudekomplexes vom Rhein-Lahn-Kreis. „Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt eine entsprechende Zusage getroffen haben“, sagt Nehrbaß. „Das schafft Planungssicherheit für den Schulträger.“
Immobilienkauf, Neubau und Sanierung der bestehenden Räumlichkeiten sind in den kommenden Jahren für den Leifheit-Campus zu stemmen. Mit der für nächstes Jahr zu erwartenden staatlichen Anerkennung des privaten Gymnasiums springt auch das Land finanziell ein. Bis zu 50 Prozent des Kaufpreises sowie für Neubau und Investitionen übernimmt Mainz. Die Mittel fließen aber nicht sofort, sondern nach und nach. Die Zwischenfinanzierung trägt ebenfalls die G. und I. Leifheit-Stiftung. Dafür steht etwa ein Drittel der Gesamtsumme zur Verfügung. Ein weiteres Drittel ist laut Geschäftsführer Nehrbaß ein klassischer Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss. Noch einmal so viel gibt die G. und I. Leifheit-Stiftung schließlich als Darlehen mit einer angedachten Mindestlaufzeit von zehn Jahren. „Damit finanzieren wir uns mit großer Wahrscheinlichkeit bis zum ersten Abitur am Leifheit-Campus im Jahr 2023, ohne zwingend auf andere Geldgeber angewiesen zu sein“, sagt Genossenschaftsvorstand Dr. Thomas Klimaschka. Die Förderung des privaten Gymnasiums in Nassau ist laut Nehrbaß das mit Abstand größte Einzelprojekt der Stiftung. „Es ist eine Herkulesaufgabe“, sagt der Geschäftsführer. Das sei die Sache aber Wert. „Für Nassau ist es ein richtiger Schatz für die Zukunftsentwicklung, ein Gymnasium zu haben“, so Nehrbaß. Schulleiter Martin Ufer dankt der G. und I. Leifheit-Stiftung, dass sie „eine einzigartige Lernumgebung möglich macht, die allen gymnasial geeigneten Kindern offensteht“. Es sei nicht selbstverständlich, dass Kinder ungeachtet ihrer sozialen Herkunft und der finanziellen Möglichkeiten der Eltern eine Privatschule besuchen können.
Am Leifheit-Campus stehen spannende Veränderungen an. Zum kommenden Schuljahr im August 2018, spätestens aber nach den Herbstferien soll die neue Küche mit Mensa in Betrieb gehen, die dann für die Mittagsverpflegung von vier je zweizügigen Klassenstufen sorgt. Von der Küche soll dann auch die benachbarte Kita versorgt werden, die die Verbandsgemeinde neu baut.
Mit der staatlichen Anerkennung im kommenden Jahr übernimmt das Land die Bezahlung der Lehrer auf dem Niveau vergleichbarer staatlicher Schulen. Dann könnten am Leifheit-Campus auch Planstellen zur Verfügung gestellt werden, sodass sogar eine Verbeamtung von Lehrern in Nassau möglich wäre.
Während die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz der Landesregierung vorwerfe, dass sie an den staatlichen Gymnasien keine Vollversorgung vorsehe, gebe es am Leifheit-Campus garantiert keinen Unterrichtsausfall. „Das ist auch dem großen Einsatz des Kollegiums zu verdanken“, zollen Genossenschaftsvorstand Dr. Thomas Klimaschka und Schulleiter Martin Ufer den Lehrern Anerkennung.
Angesichts der bald Campus-eigenen Sporthalle sowie der benachbarten Außensportanlage und dem Freibad der Verbandsgemeinde will der Leifheit-Campus ab der Klassenstufe 10 (ab 2020) einen Sport-Leistungskurs anbieten. Für die Umsetzung des digitalen Bildungskonzeptes muss eine Glasfaseranbindung geschaffen und ein Server installiert werden. Im kommenden Schuljahr sollen die Schüler der achten Klassen mit Laptops arbeiten, die in der Schule und zu Hause nutzbar sind. Damit lernen sie, mit zehn Fingern zu tippen, die gängigen Office-Programme zu beherrschen, Internetrecherche zu betreiben und über die interne Kommunikationsplattform „itslearning“ miteinander zu kommunizieren.
Wichtig für alle Kinder, die für die Anfahrt zum Leifheit-Campus auf Bus oder Bahn angewiesen sind: Mit der staatlichen Anerkennung im kommenden Jahr kommt der Rhein-Lahn-Kreis für die Fahrtkosten auf. Falls Eltern mangels adäquater Verbindungen ihre Kinder mit dem Auto fahren müssen, können Kosten erstattet werden. Somit werden die Eltern finanziell entlastet, denn bisher müssen sie die Fahrtkosten für die Kinder selbst tragen.
Instrument Patenschaften für neue Pfeifen – G. und I. Leifheit-Stiftung unterstützt Kirchengemeinde mit 20 000 Euro
Nassau. Die Orgel in der evangelischen Johanniskirche in Nassau ist abgebaut. In einer Orgelbau-Werkstatt im rheinland-pfälzischen Altenahr entsteht derzeit die neue für die Nassauer Kirche konzipierte „Königin der Instrumente“, wie die Kirchenorgel auch genannt wird.
Kahl sieht die Empore derzeit aus, nachdem eine polnische Firma die höchst sanierungsbedürftige Orgel in seine Bestandteile zerlegte. Nach ihrer Restauration wird sie in einer Kirche an der Wolga eine neue Heimat zum Klingen finden. An der Ahr wird derweil bereits seit einigen Wochen an der Nachfolgerin gearbeitet. Der Kirchenvorstand hatte der Werkstatt von Rowan West den Auftrag erteilt, das neue Instrument zu bauen.
„Herr West ist weithin bekannt für großartige Instrumente und hervorragendes Fachwissen“, so Gemeindepfarrer Stefan Fischbach, der mit dem Orgelbauausschuss hofft, dass die neue Orgel bei entsprechender Pflege und Wartung möglichst Jahrhunderte überdauert. 16 Register wird das Instrument haben, das außerdem auf der Empore etwas nach vorn aufgebaut werden soll, damit sich zum einen der Klang besser als bisher im Kirchenraum entfalten kann und zum anderen, damit die Luft besser zirkulieren kann und sich nicht mehr an der Wand am Instrument staut.
Noch vor Weihnachten sollen die ersten größere Teile fertig sein und Ende März nächsten Jahres könnte die Königin dann komplett aufgebaut sein. „Einen Einweihungstermin haben wir aber noch nicht“, so Fischbach. Rund 400.000 Euro wird die Orgel kosten, für die die Kirchengemeinde bereits seit 15 Jahren kräftig am Sparen ist. Viele Anlässe kamen bereits der Anschaffung zugute, wie zuletzt auch ein Abschiedskonzert während des Nassauer Genussmarktes. Trotz manch technischer Macken des Instruments entlockte der versierte Kantor Gerhard Tributh der Orgel letztmals in Nassau tolle klassische Töne, bevor die Einzelteile nach Osteuropa rollten.
Tributh hatte dazu Werke des bekanntesten Orgelkomponisten Johann Sebastian Bach ausgewählt. Konzert und Erlöse des Genussmarktes rund um die Kirche erbrachten allein fast 1000 Euro.
Finanzielle Unterstützung erhofft sich der Orgelausschuss außerdem von einer Patenschaft für die neuen Orgelpfeifen. „Die Spendenhöhe kann jeder selbst bestimmen, um Pate zu werden“, erklärt Pfarrer Fischbach, „die Herstellungskosten der Pfeifen reichen von zehn Euro für die kleinen bis zu 500 Euro für die großen Pfeifen“. Wer Pate werden möchte, kann sich mit dem Gemeindebüro in Verbindung setzen oder nach jedem Gottesdienst in der Kirche für eine Patenschaft spenden.
Wie ein „warmer Regen“ fiel jetzt der Besuch von Ingo Nehrbaß in der Johanniskirche aus. Der Geschäftsführer der G. u. I. Leifheit-Stiftung überreichte den Ausschussmitgliedern eine Spende der Stiftung in Höhe von 20.000 Euro. Natürlich gehöre nicht nur die Kirche selbst zur Kultur des Nassauer Landes. Viele, gerade musikalische Veranstaltungen in der Johanniskirche förderten auch die kulturelle und musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen und „sie beleben das Vereinsleben und das kulturelle Miteinander in der Stadt“, so Nehrbaß. Dankbar nahm der Ausschuss die Zuwendung entgegen und hofft, dass das neue Instrument den Termin- und Registerwünschen gerecht im kommenden Frühjahr auch wieder den Gemeindegesang begleiten kann, was während der orgellosen Zeit ein Keyboard übernimmt.
Geschichte Neuer Kurzführer informiert über die Historie des Wahrzeichens der Stadt
Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz
Nassau. Er ist schlanke 24 Seiten stark und passt in jede Gesäßtasche: der neue Kurzführer über die Burg Nassau. Das mit Informationen und zum Teil nie zuvor gezeigten Abbildungen prall gefüllte Heftchen ist nun von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) im Rittersaal des mittelalterlichen Gemäuers vorgestellt worden. Finanziert wurde es von der G. und I. Leifheit-Stiftung.
Gleich zwei Experten haben sich in jahrelangen Forschungen der Burg gewidmet. Aus gutem Grund: „Die maßgeblichen Bücher zur Burg und den Grafen von Nassau tragen bereits eine Last von mehr als anderthalb Jahrhunderten auf ihren Bücherrücken“, sagte Alexander Thon. Der Lahnsteiner Historiker erkundete vor allem Schriftquellen, um der Geschichte des Adelsgeschlechts und ihrer Residenz auf den Grund zu gehen. Dazu hat der mit den Burgen der Region seit Jahrzehnten vertraute Denkmalexperte und Bauhistoriker Udo Liessem aus Koblenz Nassaus Wahrzeichen unter die Lupe genommen. Ihre Erkenntnisse sind Grundlage für die Ausstellung, die die GDKE im kommenden Jahr im Bergfried einrichten will.
Jahrzehntelanger Zank Hausfriedensbruch und jahrzehntelange Zankerei mit dem rechtmäßigen Eigentümer stehen – überspitzt gesagt – am Anfang der Geschichte von Burg Nassau. Wann genau das Bauwerk errichtet wurde, ist nicht überliefert. Klar ist aber, dass die Burg vor 1128 entstand. „Die Grafen von Laurenburg haben sie auf einem Berg gebaut, der ihnen nicht gehörte“, macht der Historiker Alexander Thon deutlich. Graf Ruprecht I. bemächtigte sich demnach des Eigentums des Wormser Hochstifts. Da die Wormser in mehr als 30 Jahren Gerichtsverfahren und Schiedssprüchen zu keiner Lösung mit dem Grafen und seinen Söhnen kamen, übertrug Worms das Land 1159 an den Trierer Erzbischof im Tausch gegen Ländereien in Rheinhessen. Erzbischof Hillin wiederum gab die Burg als Lehen an die Laurenburger Grafen, die sich spätestens ab 1160 selbst als Grafen von Nassau bezeichneten. Sprich: Die Grafen waren nicht Eigentümer, sondern Lehnsnehmer, also Nutzer der Burg. „Im Ernstfall hätte der Trierer Bischof sie rauswerfen können“, bringt es Thon auf den Punkt.
Für das Jahr 1255 ist ein wichtiger Einschnitt in der Familiengeschichte der Nassauer Grafen belegt. Die Brüder Otto I. und Walram II. teilen Hab und Gut untereinander auf, nicht aber den Einrich und die Nassauer Burg. Sie bleiben vorerst gemeinsamer Besitz der beiden Linien, aus denen heute die Großherzöge von Luxemburg und die Könige der Niederlande hervorgehen. Die Erben teilen die Burg schon 1343 dann doch auf, später wird ein sogenannter Burgfrieden aufgesetzt, der Streitereien vermeiden soll. Zeitweise eskaliert die Lage dennoch. Als 1372 ein Graf den anderen aus der Burg vertreibt, kommt es zum bewaffneten Konflikt zwischen dem auf der Burg verbliebenen Adligen und jenem, der sich mit seinen Gefolgsleuten unten in der Stadt verschanzt. Erst zwei Jahre später kommt es zur Versöhnung. Was für die wachsenden Familien durch stetige Erbteilung eine Katastrophe ist, ist für die historische Forschung großartig, sagt Alexander Thon.
Aus den zahlreichen Urkunden könne man viele Informationen gewinnen. So sei der Burgfrieden von 1349 von Bedeutung, weil darin zahlreiche Teile der nassauischen Stammburg explizit benannt werden, sodass man sich ein Bild vom damaligen Bestand machen kann. Schließlich gibt es keine Baupläne, und die ersten bildhaften Darstellungen der Nassauer Burg wurden erst etwa 250 Jahre später angefertigt.
Förster gräbt illegal Seit Beginn des 16. Jahrhunderts verfiel die Burg zusehends, ab 1788 „war kein Betrieb mehr möglich“, stellt Thon fest. Eine völlig neue Erkenntnis seiner Nachforschungen ist, dass bereits 1876 ein pensionierter Förster ohne Erlaubnis auf der Burg nach Altertümern grub. „Wir wissen nicht, was damals verloren gegangen ist“, sagt der Lahnsteiner Historiker. Die Grabungen wurden untersagt, aber eine vom Königlichen Konservator angeregte Anfertigung eines genauen Grundrisses wurde „nach heutiger Kenntnis“ nicht umgesetzt. Für den neuen Kurzführer wurde dies nachgeholt: Über 100 Jahre nach der letzten, ungenauen Bestandsaufnahme von 1907 gibt es nun einen aktuellen, exakten Lageplan mit dem gegenwärtigen Baubestand.
Erstmals im Kupferstich wurde die Nassauer Burg 1604 von Wilhelm Scheffern, genannt Dilich, festgehalten. Merian, von dem die 1646 danach deutlich „abgekupferte“ und wohl bekannteste Abbildung stammt, war nie selbst vor Ort. Beide Bilder zeigen den Bergfried mit Ecktürmchen, wie sie bei der Sanierung in den 1970er-Jahren wiederhergestellt wurden. Allerdings entbehrt diese Bauform wohl jeder Grundlage. Thon zufolge gibt es keinen Beleg, dass es solche Ecktürme gegeben hat. Er vermutet, dass diese auf den beiden Stichen aus dem 17. Jahrhundert aus optischen Gründen nach Vorbild der Diezer Grafenburg angefügt wurden. Der heute so markante Bergfried übrigens ist nicht der älteste Turm der Burg. Als Erstes wurde im 12. Jahrhundert ein Bergfried errichtet, der heute nur noch als Stumpf an der östlichen Schmalseite zu erkennen ist. Der mächtige Bergfried an der westlichen Seite entstand erst nach der ersten Familienteilung, also in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Im Zuge der jüngsten Untersuchungen wurde im Bergfried ein Raum neu entdeckt, der über einen Kamin und eine Abortnische verfügt. „Dieser Turmraum ist der einzige, der noch komplett die alte Bausubstanz aufweist“, sagt Thon. „Das ist originales Mittelalter und sollte konserviert und der Öffentlichkeit gezeigt werden.“
„Burg Nassau über Nassau“ lautet der Titel des Kurzführers Nr. 17, den die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz nun veröffentlicht hat. Das 24 Seiten starke Heft ist im Verlag Schnell und Steiner erschienen. Es kostet 3 Euro und ist in Deutsch, Englisch und Niederländisch erhältlich. Der Band im Format 12 mal 17 Zentimeter ist bei der GDKE und im Buchhandel zu erwerben, ISBN der deutschen Ausgabe: 978-3-7954-7109-5.
Auf alten Burgen ist Neues zu entdecken
Projekt Geplante Ausstellung soll Ungesehenes zeigen
Nassau. „Wenn wir unseren Auftrag ernst nehmen, müssen wir Basiswissen zur Verfügung stellen“, sagt Angela Kaiser-Lahme, Direktorin von Burgen, Schlösser, Altertümer. Für die Burg Nassau gebe es bereits ein vom Historiker Alexander Thon entwickeltes Führungskonzept sowie eine Schauspielführung, „die ich gern häufiger hier sehen würde“, sagte Kaiser-Lahme. Was bislang fehlte, sei ein Kurzführer, der die wichtigsten Informationen für die Allgemeinheit zusammenfasst. Mit dem neuen Band werde diese Lücke nun geschlossen.
Die Direktorin der rheinland-pfälzischen Burgenverwaltung sagte: „Man meint immer, man kennt die Burgen und alles ist bereits publiziert worden, aber es gibt immer wieder Neues zu entdecken.“ Im Zusammenhang mit der geplanten Dauerausstellung zur Baugeschichte der Burg im Bergfries versprach Kaiser-Lahme den Gästen, die der Vorstellung des Kurzführers auf der Burg beiwohnten: „Sie werden neue Räume in dieser Anlage entdecken.“
Für die G. und I. Leifheit-Stiftung erinnerte Vorstandsmitglied Josef Peter Mertes daran, dass es Günter Leifheits Anliegen war, Kultur und Bildung zu fördern. Dazu gehöre es, die Nassauer Burg stärker für die Öffentlichkeit zu öffnen und ihre Geschichte und Bedeutung transparenter zu machen. Die Stiftung macht durch ihren finanziellen Beitrag den Kurzführer und die Dauerausstellung erst möglich. Landrat Frank Puchtler sprach davon, wie wichtig es sei, jungen Menschen mit der Geschichte vertraut zu machen.
Stadtbürgermeister Armin Wenzel dankte Pächterin Diana Neuenfeldt, dass sie dazu beigetragen habe, viele Besucher auf die Burg zu locken. „Was wäre das Wahrzeichen der Stadt, wenn es nicht belebt würde?“, sagte er. Der Stadtbürgermeister äußerte den Wunsch, die Burg durch die Fällung einiger Bäume wieder besser sichtbar zu machen. Diesem Wunsch stehe aber der Naturschutz entgegen. „Ich kenne keine Burg am Mittelrhein, die so zugewachsen ist wie die Burg Nassau“, sagte Wenzel. Die Touristik im Nassauer Land habe ein Konzept erarbeitet, eine Reihe von Veranstaltungen auf der Burg durchzuführen, die auch für Kinder geeignet sind. Außerdem sei für Anfang Mai 2018 die Premiere der Nassauer Burggespräche geplant. Die Initiative dazu sei vom Rechtswissenschaftler Michael Kotulla von der Universität Bielefeld ausgegangen, der mit Unterstützung der G. und I. Leifheit-Stiftung über die Verfassungsgeschichte des Herzogtums Nassau forscht (die RLZ berichtete). crz
Kooperation Scheuerner Schreinerei stattet Geschäftsstelle mit Möbeln aus – Anlaufstelle für Antragsteller in der Späthestraße
Nassau. Schwer zu schleppen hatten Stefan Behnke, Christian Lachner und Michael Vornholz von der Schreinerei der Stiftung Scheuern, als sie vor Kurzem die Geschäftsstelle der G. und I. Leifheit-Stiftung in Nassau mit Mobiliar belieferten. Konferenztische, Akten- und Regalschränke sowie ein Druckerschrank mussten an den für sie vorgesehenen Stellen platziert werden. Damit sei ein wesentlicher Beitrag zur Funktionsfähigkeit der Geschäftsstelle geleistet, freute sich Ingo Nehrbaß, Geschäftsführer der G. und I. Leifheit-Stiftung: „Jetzt kann man hier auch mal mit Antragstellern zusammensitzen oder sich zu Vorstandssitzungen treffen.“
Warum sich die G. und I. Leifheit-Stiftung bei der Wahl des „Möbellieferanten“ für die Schreinerei der Stiftung Scheuern, in der Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten, entschieden hat? „Wir finden es wichtig, dass man sich vor Ort austauscht und gegenseitig unterstützt“, antwortete er.
Die Geschäftsstelle in der Späthestraße 3 bis 5 in Nassau zwischen Amtsplatz und Obertal ist bereits am 1. Juli an den Start gegangen. Die G. und I. Leifheit-Stiftung hat sie eingerichtet, um stärker in Nassau und der Region präsent zu sein und geförderte Projekte direkt vor Ort betreuen zu können.
In den Räumlichkeiten, die jetzt also mit hellen, freundlich wirkenden Möbeln ausgestattet sind, berät Geschäftsführer Ingo Nehrbaß gerne nach vorheriger Terminvereinbarung Besucher.
Musikerziehung Bildungspakt fördert Konzerte für Schulen und erstmals für Öffentlichkeit
VG Nassau. Nach dem großen Erfolg des Festivals der Kinderliedermacher aus Frankfurt mit den Kindern der Kindertagesstätten und Schulen der Verbandsgemeinde Nassau wird es auch 2018 wieder ein Kinderliedermacherfestival in der VG geben. Das hat jetzt das Kuratorium der unselbstständigen Stiftung „Bildungspakt für Nassau“ unter dem Vorsitz von Helmut Klöckner und mit den Mitgliedern Armin Wenzel, Udo Rau, Susanne Heck-Hofmann und Wilhelm Herm beschlossen.
Das Festival steht unter dem Motto „Starke Lieder – starke Kinder“ und wird vom 13. bis 17. März 2018 in Nassau und Singhofen stattfinden. Geplant sind zwei Workshoptage mit den Kindern, zwei Schulkonzerte in Nassau und Singhofen und erstmalig auch ein öffentliches Familienkonzert am Samstag, 17. März 2018, in der Stadthalle Nassau. Mit den Kindern treten drei berühmte Kinderliedermacher auf, die zusammen mit Georg „Ferri“ Feils, dem künstlerischen Leiter des Frankfurter Kinderliedermacherfestivals, die Band bilden. Musiziert wird mit Akkordeon, Gitarre, Bass, Schlagzeug und vielen anderen Instrumenten. Auch die Mitwirkung eines Kinderchores wäre erwünscht. Angefragt sind hierzu die „tonArt-Kids“, die auch von der G. und I. Leifheit-Stiftung und dem Bildungspakt gefördert werden.
Zu dem Motto des Festivals schreibt der künstlerische Leiter Georg Feils, dass in den letzten Jahren immer häufiger fehlendes Selbstbewusstsein als Ursache für eine Vielzahl von Problemen bei Kindern erkannt wurde. Das gemeinsame Zuhören, Singen, Musizieren und Tanzen könne das Zusammengehörigkeitsgefühl ebenso stärken wie das Selbstbewusstsein eines jeden einzelnen. Die „Mutmachlieder“ sollen ermuntern, aus sich heraus zu gehen und zu den eigenen Wünschen und Überzeugungen zu stehen.
Mit Musik könne man diese Botschaft kraftvoll, nachhaltig und emotional transportieren. Neben dem Festival wird auch das bereits in diesem Jahr begonnene Musikalisierungsprogramm in den Kindertagesstätten der Verbandsgemeinde Nassau fortgeführt und in der Grundschule Nassau das Instrumentenkarussell, bei dem die Kinder unter Leitung der Kreismusikschule verschiedene Instrumente ausprobieren können.
Das Festival war 2016 zum ersten Mal in Singhofen für ein Projekt der dortigen Grundschule sowie der Oranien-Sprachheilschule zu Gast. Damals war Bürgermeister Udo Rau von dem Gebotenen so beeindruckt, dass er mit Unterstützung des Bildungspakts im Folgejahr die Veranstaltung auf alle Grundschulen und Kitas in der VG ausdehnte. Im April dieses Jahres kamen so gut 300 Kinder in der Nassauer Stadthalle zusammen, um mit Festival-Chef Georg „Ferri“ Feils und vier seiner Kollegen zu singen und zu tanzen. Einen Tag später waren die Kinderliedermacher in der Singhofener Mehrzweckhalle zu Gast. Außerdem besuchten die Profimusiker die Kitas für Workshops mit den Erzieherinnen und gemeinsames Musizieren mit den Kindern.
Inklusion Neuanschaffung wurde von der G. und I. Leifheit-Stiftung gefördert und steht kostenlos zur Verfügung
Nassau. Die einen nennen es Boule, die anderen sagen Boccia oder Pétanque dazu – gemeint sind damit allenfalls leicht voneinander abweichende Varianten einer Kugelsportart, die man ab sofort auf der Festwiese der Stiftung Scheuern betreiben kann. Dort ist mit Unterstützung der G. und I. Leifheit-Stiftung eine Boulebahn entstanden, die es nun gebührend einzuweihen galt. Die Oktobersonne strahlte, als Ilse Leifheit, die Vorsitzende der Leifheit-Stiftung, gemeinsam mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Josef Peter Mertes und Geschäftsführer Ingo Nehrbaß auf dem parkähnlichen Gelände der Stiftung Scheuern eintraf. „Wir danken Frau Leifheit und der Stiftung von Herzen dafür, dass sie uns den Bau der Boulebahn ermöglicht haben“, sagte Pfarrer Gerd Biesgen, Vorstand der Stiftung Scheuern, bei der kleinen Open-Air-Feier. Die Leifheit-Stiftung hat das Vorhaben, das Menschen mit und ohne Behinderung über die sportliche Betätigung hinaus Anreize bieten soll, zwanglos miteinander in Kontakt zu kommen, mit großzügigen 5000 Euro gefördert. „Im Moment sind wir hier zwar noch weitgehend unter uns. Aber wir hoffen, dass in Zukunft auch Bürger von außerhalb hierherkommen und die Boulebahn nutzen werden“, fügte Biesgen mit Blick auf die Tatsache hinzu, dass sich die Stiftung Scheuern im Sinn der Inklusion künftig noch mehr als bisher gegenüber dem Ortsteil Scheuern und der Stadt Nassau öffnen möchte. Dann hieß es, zur Tat zu schreiten. „Man wirft eine kleine Holzkugel, das sogenannte Schweinchen, auf die Bahn. In zwei Mannschaften versuchen die Spieler, mit ihren Metallkugeln so nahe wie möglich an das Schweinchen heranzukommen und dabei die Kugeln der jeweils anderen Mannschaft wegzuschießen“, erklärte Peter Josef Mertes, offenbar ein versierter Boule-Kenner, die Spielregeln. Ein wenig wurde noch darüber diskutiert, ob man die Bahn mit Blick auf die Nassauer Burg oder besser in der entgegengesetzten Richtung bespielen sollte, dann waren die Teams auch schon gebildet: Für die Leifheit-Stiftung kämpften Ilse Leifheit, Peter Josef Mertes und Ingo Nehrbaß, für die Stiftung Scheuern die Bewohner Lena Engelke und Siegfried Bednarzik gemeinsam mit Pfarrer Gerd Biesgen um Sieg und Ehre. Nach dieser ersten „Wettbewerbsrunde“, bei der der Spaß an der Freud logischerweise klar im Vordergrund stand, hieß es „Bahn frei für alle“. Auf dieses Kommando hatten einige nur gewartet: Rund ein Dutzend Spieler testete unter den Blicken zahlreicher Zuschauer die funkelnagelneue Boulebahn, die übrigens allen Bürgern aus Nassau und darüber hinaus kostenlos zur Verfügung steht, auf Herz und Nieren.
Denkmal Gedruckter Führer erscheint noch im Oktober – Arbeiten für Ausstellung laufen
Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz
Nassau. Ein gedruckter Burgführer und eine Ausstellung im Bergfried sollen künftig Besucher über Geschichte und Bedeutung der Burg Nassau informieren. Das Büchlein soll im Oktober rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse vorliegen. Die geplante Ausstellung ist noch in der Konzeptionsphase. Mittlerweile hat der Mainzer Bauforscher Lorenz Frank seine Arbeit aufgenommen, dessen Ergebnisse in die Ausstellung einfließen.
Die Ausstellung über die Baugeschichte und die Historie des Hauses Nassau-Oranien soll nach Möglichkeit ganzjährig tagsüber geöffnet sein. Demnach könnte außerhalb der Saison die Burgpächterin oder jemand anderes morgens auf- und abends wieder abschließen. „So handhaben wir das auch auf der Sterrenberg“, erläutert Angela Kaiser-Lahme, Direktorin von Burgen, Schlösser, Altertümer. Das Ziel: „Wenn jemand auf die Burg kommt, soll er auch die zur Verfügung stehenden Informationen bekommen.“ Allein bei Schnee und Eis müsste die Burg allerdings schon wegen der steilen Zuwegung geschlossen bleiben.
Die Konzeption der Ausstellung, die im Bergfried sein soll, steht noch am Anfang. Klar ist, dass alle Texte in drei Sprachen verfügbar sein werden: Deutsch, Englisch und Niederländisch. „Gerade die Niederländer sind sehr interessiert an der Stadt Nassau und der Region“, sagt Kaiser-Lahme. Schließlich verehren die Nachbarn Wilhelm I. von Nassau (1533 bis 1584) als Vater des Vaterlandes und widmen ihm ihre Nationalhymne „Het Wilhelmus“. Außerdem will man sich an bewährte, klassische Ausstellungsrezepte halten und auf multimediale Elemente weitgehend verzichten. „Technik schafft Folgekosten“, erläutert Kaiser-Lahme. Außerdem sei oft schon die Entwicklung der Anwendungen teuer. Für interaktive Audioguides und Ähnliches brauche man zudem eine Ausgabestelle mit ausgedehnten Öffnungszeiten.
Damit mehr zu sehen ist als Bilder und Texttafeln, sollen Ausstellungsstücke beschafft werden. „Wir haben begonnen zu recherchieren, was dafür infrage kommt“, sagt Florian Hasenknopf, der für Burgen, Schlösser, Altertümer im museumspädagogischen Bereich tätig ist. Die gesamte Präsentation solle für jedermann und jede Altersgruppe verständlich sein. Eintritt werde nicht verlangt. Für die Erarbeitung des geplanten Modells, das die Burg in ihrem Zustand im 13. Jahrhundert zeigen soll, sei noch Bauforschung zu betreiben. Diese findet nun durch Lorenz Frank parallel zur derzeitigen Sanierung des Mauerwerks statt. Die daraus resultierende Visualisierung soll laut Kaiser-Lahme auch deutlich machen, welch wertvolle historische Substanz auf dem Burgberg vorhanden ist, die es zu schützen gelte.
Die Zuwegung zur Burg Nassau ist ein Thema, das die Direktorin von Burgen, Schlösser, Altertümer immer wieder anspricht. „Die enge Straße ist ein Problem, wenn Gegenverkehr kommt“, sagt sie. „Deshalb ist eine Alternative von unserer Seite her durchaus erwünscht. Überlegungen gibt es ja schon.“ Damit spielt sie offenkundig auf Gedankenspiele an, die ein Student der Hochschule Koblenz 2015 im Rahmen seiner Bachelorarbeit angestellt hatte. Dabei war von einer Art Schrägaufzug die Rede gewesen – eine Möglichkeit, die Kaiser-Lahme wegen des geringen dafür notwendigen Eingriffs in die Natur und das Burgbauwerk „sehr überzeugend“ findet.
Dass mit einem solchen Projekt kurzfristig nicht zu rechnen ist, weiß die Direktorin. „Manche Dinge brauchen Zeit und die passenden Partner“, meint sie. Als kurzfristige Lösung bringt sie eine Ampelregelung als Idee ins Spiel, die Begegnungsverkehr auf der engen Straße vermeiden könnte. Die Zufahrt mit dem Auto generell zu untersagen und die Besucher auf den Wanderweg zu verweisen, hält sie für unrealistisch. „Wenn ich Besuchergruppen bei der Anmeldung sage, dass sie erst einmal 20 Minuten Fußweg zurücklegen müssen, springen die meisten ab“, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen.
Landrat Frank Puchtler, Nassaus Bürgermeister Udo Rau und Stadtoberhaupt Armin Wenzel begrüßen das Engagement des Landes als Eigentümer der Burg und der G. und I. Leifheit-Stiftung als wichtiger Geldgeber, der insgesamt 30 000 Euro in diesem und im nächsten Jahr zur Verfügung stellt. „Wir Nassauer haben immer gern gegeben“, spielt Rau auf die ins 19. Jahrhundert zurückreichende Legende, nach der Studenten aus dem Herzogtum an der Universität in Göttingen auf Kosten eines Nassauer Studienfonds verköstigt wurden. Fehlte einer der Studenten, soll sich stets schnell ein Fremder gefunden haben, der das Gratismahl verspeiste und somit nassauerte. „Wir nehmen aber auch gern“, fügt der Bürgermeister mit Verweis auf den Sachverstand der Burgenverwaltung und das Geld der Stiftung hinzu.
Der geplante Bildführer und die Ausstellung sind Rau zufolge gute Mittel, um die Menschen besser über die Besonderheiten der Burg zu informieren. Sie sei auf den ersten Blick eine Burg wie viele andere, „aber sie fasziniert auf den zweiten Blick, wenn man ihre Geschichte kennt“, sagte er. Dazu müsse der rote Faden dargestellt werden, der das Damals mit dem Heute verbinde – sprich: den römisch-deutschen König Adolf (1292 bis 1298) mit dem heutigen Königshaus der Niederlande und dem Geschlecht der Großherzoge von Luxemburg. Bislang gebe es vor Ort jedoch nur den Stammbaum im Rittersaal, den einst Karl-Heinz Schönrock entwarf. „Das wird künftig noch besser erlebbar sein“, so Rau.
Landrat Frank Puchtler bezeichnet die Burg als einen „Schatz im Nassauer Land, den man besser ins Bewusstsein rücken muss“. Über den Tourismus könne man Geschichte und Tradition mit Wertschöpfung verbinden. Die bessere Vermittlung der Burggeschichte sei notwendig, denn „man muss auch etwas zeigen können, wenn man Menschen aus ganz Deutschland und aus Europa in die Region locken will“. Außerdem könne über das Thema ein gesundes Selbstbewusstsein für den ländlichen Raum entwickelt werden. „Vor Jahrhunderten hat Nassau Weltgeschichte geschrieben“, sagt der Landrat.
Stadtbürgermeister Armin Wenzel versprich: „Wir tun alles, was wir können, um die Burg zu beleben.“ Wichtiger Partner sei dabei die Burgpächterin Diana Neuenfeldt. Die Stadtführer seien mittlerweile auch in der Lage, eine Burgführung vorzunehmen. Mit der geplanten Ausstellung und dem Informationsband werde man es schaffen, noch mehr Menschen nach Nassau zu ziehen.
Spende Leifheit-Stiftung unterstützt vielfältiges soziales Engagement in Nassau mit 12 000 Euro – Breites Publikum ansprechen
Von unserem Mitarbeiter Bernd-Christoph Matern
Nassau. Motiviert blicken die ehrenamtlich engagierten Akteure der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Nassau und der Verbandsgemeinde nach vorn: Der Ortsverein, bekannt vor allem durch seine Begegnungsstätte „Kaffeekanne“ in der Schlossstraße 4, will mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und Projekten als Zentrum für soziale Kommunikation zu mehr Mobilität und einem lebenswerten Miteinander sowohl im Alter als auch zwischen den Generationen beitragen.
Das bekräftigten jetzt Vorstandsmitglieder bei einem Besuch von Vertretern der G. und I. Leifheit-Stiftung, der die Ehrenamtlichen zusätzlich motivierte: Einen Scheck in Höhe von 12.000 Euro überreichten der neue Geschäftsführer der Stiftung Ingo Nehrbaß und der stellvertretende Stiftungsvorsitzende Josef Peter Mertes für die Arbeit der AWO in diesem Jahr. „Angesichts der laufenden Kosten, die wir jedes Jahr zu stemmen haben, ist uns diese Unterstützung mehr als willkommen“, dankte der Vorsitzende Dieter-Klaus Bielicki zusammen mit seinen Vorstandskollegen Wolfgang Micke und Herbert Baum. Ohne diese Förderung könnten die sozialen Angebote in diesem Umfang nicht aufrechterhalten werden.
Aus solch einer finanziellen Sicherheit heraus ließen sich auch neue Ideen verwirklichen, sagte Herbert Baum. Aufgabenfelder, für die die AWO Weichen stellen möchte, kamen unter anderem während des ebenfalls von der Leifheit-Stiftung angeregten ersten AWO-Dialogs „Gut leben in Nassau“ zur Sprache. „Zum einen ist den Menschen alles wichtig, was Gesundheitsfragen anbelangt, zum anderen wollen wir die damit eng verknüpfte Frage der Mobilität älterer Menschen gern in den Fokus rücken“, erklärte Baum den Stiftungsvertretern.
Trotz optimalem Standort mitten in der Stadt sei Mobilität besonders wichtig, um einer Vereinsamung im Alter vorzubeugen. Für manche sei es schon schwierig, von Scheuern in die Stadt zu kommen, um etwa mittwochs am Seniorentreff von 15 bis 18 Uhr teilzunehmen oder dem ebenso beliebten wie günstigen Mittagessen, für das die Türen der Kaffeekanne donnerstags ab 11.30 Uhr offen stehen, so Baum. Wie die Menschen schon in Nassau selbst, erst recht aber innerhalb der Verbandsgemeinde zu Zielen wie etwa einer Arztpraxis kommen, sei ein echtes Problem, ergänzte Bielicki. „Ein Arztbesuch wird da zur Tagestour; auf eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wird oft ganz verzichtet“, beschreiben die beiden die Situation.
Deshalb würde die AWO gern an der Organisation eines Mobilitätsdienstes mitwirken, um diese „schwerwiegende Versorgungslücke für Ältere und Alleinstehende zu schließen“, so Baum. Als Beispiel wurde auf den „Einrich-Bus“ in der benachbarten Verbandsgemeinde Katzenelnbogen verwiesen.
Recht zufrieden ist der AWO-Vorstand mit der derzeitigen Auslastung der rund 250 Quadratmeter großen Räumlichkeiten in der Schlossstraße, nicht zuletzt dank einer Reihe von Kooperationen. Der Freien evangelischen Gemeinde, dem Männergesangverein, dem DGB Rhein-Lahn, den „Netten Nachbarn“ und dem Tanztreff des Seniorenbüros „Die Brücke“ wird dort etwa Platz für unterschiedlichste Gelegenheiten der Begegnung geboten und damit reichlich Boden für soziale Kommunikation. Herzstück bleibt neben dem Mehrzwecksaal und den Büroräumen die „Kaffeekanne“ mit seiner angrenzenden Küche. „Auch wenn ich manchem Passanten gern sagen würde: Trau dich und komm ruhig mal rein“, so Wolfgang Micke.
„Mit eigenen Veranstaltungen und denen, an denen wir beteiligt sind, wollen wir künftig ein noch breiteres Publikum ansprechen“, so Bielicki. Dazu zählen neben Heringessen, Hausflohmärkten, Familienausflügen, einer Erntedankfeier, Adventsmarkt und dem Heilig-Abend-Treff für Alleinstehende nun auch die Veranstaltungsreihe „AWO im Dialog“ sowie Ernährungsschulungen in Kooperation mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung. Bewegung und Gesundheit soll auch der Seniorentanztreff an jedem ersten Sonntag im Monat von 15 bis 17 Uhr fördern. Daneben ist den AWO-Akteuren, dessen „harter Kern“ allein jedes Jahr etwa 6000 Stunden an ehrenamtlichem Einsatz aufbringt, auch das Miteinander der Generationen wichtig. „Integrieren statt isolieren“ heißt dabei die Devise, die auch für den Aufbau eines Jugendwerkes gelten könnte.
„Es ist schon toll, wie viele Initiativen mit der ehrenamtlichen Arbeit hier unterstützt werden und wie viel soziale Hilfe daraus resultiert“, kommentierte Josef Peter Mertes das AWO-Engagement in Stadt und Verbandsgemeinde. Deshalb habe die Stiftung wie schon im Vorjahr auch gern wieder das Geld zur Verfügung gestellt.