Rhein-Lahn-Zeitung, 12. Januar 2018:
Bildung Erstmals mehr Interessenten als Plätze – Ab Herbst wird frisch vor Ort gekocht
Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz
Nassau. Die Nachfrage nach Plätzen am Nassauer Leifheit-Campus steigt stetig. Für das kommende Schuljahr haben sich 70 Kinder um Aufnahme am G8-Ganztagsgymnasium in privater Trägerschaft beworben. „Die Schule hat einen hervorragenden Zuspruch“, sagte Vorstand Dr. Thomas Klimaschka bei der Generalversammlung der Leifheit-Campus Genossenschaft, die Träger der Einrichtung ist. Die 2015 gegründete Schule will maximal 52 neue Kinder für den kommenden Jahrgang der Klassenstufe fünf aufnehmen. Je nach Ergebnis der am Samstag anstehenden Aufnahmeprüfung kann es also sein, dass es mehr Bewerber als Plätze an der zweizügigen Schule gibt. „Dann gibt es erstmals eine Warteliste“, so Klimaschka. Im ersten Jahr waren 36 Schüler, in den beiden anschließenden Jahrgängen 43 beziehungsweise 46 Kinder aufgenommen worden.
Mit jedem zusätzlichen Schülerjahrgang wird Zug um Zug die Sanierung des Schulzentrums vorangetrieben, das die Genossenschaft in diesem Jahr vom Rhein-Lahn-Kreis übernehmen möchte. Bislang wurden 1,5 Millionen Euro investiert, um das Gebäude zu modernisieren. Dafür und für die Personalkosten hat die G. und I. Leifheit-Stiftung dem Schulträger bis dato insgesamt 4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, wie Genossenschaftsvorstand Klimaschka sagte. Größtes Projekt im laufenden Jahr ist der Bau einer Küche und einer neuen Mensa. Diese soll später auch für die nebenan entstehende Kindertagesstätte der Verbandsgemeinde Nassau zur Verfügung stehen. Der Bau von Küche und Mensa wird laut Planung rund 2,2 Millionen Euro kosten und soll Ende August, spätestens aber nach den Herbstferien Mitte Oktober abgeschlossen sein.
Unterdessen ist die Genossenschaft bei der Suche nach einem Betreiber der Mensa-Küche erfolgreich gewesen. Der Leifheit-Campus habe einer Firma in Nordrhein-Westfalen eine mündliche Zusage gegeben. Der Catering-Betrieb, der sich auf Bildungseinrichtungen spezialisiert hat, habe als einziger von fünf Bewerbern alle Anforderungen erfüllen können, berichtete Vorstand Margarethe Deinet. Dazu gehöre, dass vor Ort zwei Menüs frisch gekocht werden, der derzeitige Essenspreis für die Schüler stabil bleibe und auch die speziellen Anforderungen der Kindertagesstätte berücksichtigt werden. Außerdem werde eine Salatbar angeboten. Ein lokaler Anbieter, der ebenso alle Kriterien erfüllt hätte, habe den Preis nicht auf dem jetzigen Niveau halten können, hieß es weiter.
Zu Beginn der Generalversammlung hatte Aufsichtsratsvorsitzender Wolf Meyer der G. und I. Leifheit-Stiftung, an diesem Abend vertreten durch Geschäftsführer Ingo Nehrbaß, für ihren Beitrag gedankt. „Ohne die Stiftung wäre es nicht möglich gewesen, das Projekt überhaupt zu beginnen“, sagte Meyer. Zugleich hob er den Einsatz von Vorstand, Schulleitung, Lehrerkollegium und Mitarbeitern hervor. „Dass das Gebäude so schön geworden ist, haben wir der Leifheit-Stiftung zu verdanken. Aber es wird durch Menschen mit Leben gefüllt“, so der Aufsichtsratsvorsitzende. „Wir können stolz darauf sein, eine solche engagierte Lehrerschaft zu haben.“ Meyer zeigte sich begeistert von der Entwicklung der Schule. „Es macht Freude, hier hereinzukommen und die Atmosphäre sowie das familiäre Miteinander zu erleben.“
Derzeit sind am Leifheit-Campus 14 Lehrkräfte inklusive Schulleitung tätig. Dazu kommen zwei Bürokräfte und ein Hausmeister. Zu Beginn des neuen Halbjahres im Februar kommt eine weitere Kraft mit einer Drittelstelle hinzu, nach den Sommerferien wird das Team um drei Lehrkräfte ausgeweitet. Mit Beginn des kommenden Schuljahres übernimmt das Land nach einem gewissen Schlüssel den überwiegenden Teil der Personalkosten und gibt dazu einen Zuschuss für Sachkosten. Voraussetzung dafür ist die staatliche Anerkennung des Leifheit-Campus, die bei Privatschulen nach drei Jahren Lehrbetrieb erfolgt. Die entsprechende Urkunde war der Nassauer Schule im Dezember 2017 zugestellt worden (die RLZ berichtete). Das Schreiben des Ministeriums war erst zur Jahresmitte 2018 erwartet worden. „Dass wir die Anerkennung so früh bekommen haben, ist ein gutes Zeichen“, sagte Vorstand Klimaschka. Im März werde man sich mit der Schulaufsicht zusammensetzen, um die weiteren Details der staatlichen Finanzierung zu besprechen.
Bislang basiert die Finanzierung des Gymnasiums allein auf Spenden, wie der Jahresfinanzbericht von Sommer 2016 bis Sommer 2017 zeigt. Demnach spendete die G. und I. Leifheit-Stiftung 1,5 Millionen Euro, die Spenden der Elternschaft summierten sich auf knapp 66 000 Euro. Hinzu kommen sonstige Spenden in Höhe von insgesamt 23 700 Euro, darunter eine vierstellige Summe der Firma Leifheit, die Wolf Meyer zufolge das Privatgymnasium in den ersten drei Jahren unterstützt hatte. Zu den Aufwendungen im Schuljahr 2016/2017 gehörten unter anderem 798 000 Euro für Gehälter und Sozialkosten des Personals sowie Aufwandsentschädigungen für die beiden ehrenamtlichen Vorstände, 392 000 Euro für Instandhaltungsmaßnahmen sowie 206 000 für Anschaffungen. Auch Vorleistungen für den Bau der Mensa fielen an. Inklusive Abschreibungen weist die Bilanz eine „schwarze Null“ auf.
Auch Kreis und Land tragen zur Finanzierung der weiterführenden Schule in Nassau bei. Aus Bundesmitteln habe der Kreis insgesamt 5,7 Millionen Euro für Sanierungsmaßnahmen in Schulen erhalten. „Es ist erfreulich, dass der Rhein-Lahn-Kreis auch die vier Privatschulen mit ins Boot geholt hat. Das ist nicht selbstverständlich“, sagte Vorstand Klimaschka. Aufsichtsratsvorsitzender Meyer ergänzte, dass bei der Verteilung der Gelder nach Schülerzahl den im Aufbau befindlichen privaten Gymnasien in Altendiez und Nassau nicht die Ist-Zahl, sondern die Zahl der Schüler zum ersten Abiturjahrgang zugestanden wurde. So erhalte der Leifheit-Campus 171 000 Euro aus diesem Topf. Wenn 2023 alle Jahrgänge besetzt sind, besuchen rund 400 Schüler den Nassauer Campus. Förderfähig sind zudem die bereits abgeschlossenen Baumaßnahmen. Nachdem nun die Zusage der staatlichen Anerkennung vorliege, könne man die entsprechenden Anträge beim Land einreichen, damit keine Ansprüche verloren gehen, erläuterte Klimaschka.