Rhein-Lahn-Zeitung, 19. April 2017:
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Bletzer
Nassau. Für Nassau und Umgebung ist sie immens wichtig, doch die meisten Bürger und auch Ratsmitglieder kennen die G. und I. Leifheit-Stiftung lediglich als Größe, die im Hintergrund wirkt. Um einen konkreteren, persönlicheren Zugang zu ermöglichen, lud der Haupt- und Personalausschuss der Stadt vor Kurzem mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Josef Peter Mertes und dem Stiftungsbeauftragten Werner Stump zwei führende Vertreter zu seiner Sitzung ein.
Die Leifheit-Stiftung leiste in Nassau bereits jetzt vielfältige finanzielle Unterstützung, stieg Josef Peter Mertes in seine Kurzvorstellung ein: „Das geht teilweise unter, weil es oft kleinere Beträge sind.“ So fördere man beispielsweise den Projekt-Kinderchor tonArt Kids, den Männerchor Nassau und das Netzwerk Sozialkompass.
„Eine zentrale Rolle spielt, neben vielen weiteren Projekten, auch unser Engagement für den Leifheit-Campus, der sich als Privatschule drei Jahre lang aus eigener Kraft entwickeln muss“, ergänzte Mertes. Ein Prozess, bei dem die Leifheit-Stiftung in die Bresche springt. Aber, so der stellvertretende Vorsitzende: „Wir wollen den Leifheit-Campus auch über die erste Zeit hinaus begleiten.“
Welche neuen Vorhaben verfolgt die Stiftung? Für nächstes Jahr habe der Vorstand beschlossen, mit insgesamt 50.000 Euro Bildungsmaßnahmen zu fördern. 15.000 Euro erhält der Ende vergangenen Jahres aus der einstigen Kulturbörse hervorgegangene Verein KulturWerk – er übernimmt als Veranstalter Aufgaben, die zuvor in den Händen der Stadt Nassau lagen. Perspektivisch plane man auch, die Freiherr-vom-Stein-Grundschule und den Erhalt des Nassauer Burggebäudes zu fördern, berichtete Mertes. Und: „Wir hoffen, dass wir bald eine nicht profitorientierte Senioreneinrichtung auf die Beine stellen können.“
Außerdem wichtig zu wissen: Die Stiftung, deren Vorstand sich fünf bis sechs Mal im Jahr trifft, hat eine neue Satzung ausgearbeitet und auch die Förderung im Sport mit aufgenommen. Zudem sucht sie erstmals einen Geschäftsführer, die Ausschreibung befinde sich in der Endphase. „Damit die Antragsteller direkt vor Ort einen Ansprechpartner haben, wird die Geschäftsstelle in Nassau ansässig sein“, erklärte Werner Stump, der ankündigte, sich aus seiner Arbeit als Stiftungsbeauftragter zurückzuziehen: „Nicht zuletzt, weil ich einen Anfahrtsweg von deutlich über 100 Kilimetern habe.“
Voraussetzung für einen Förder-Zuschlag von der G. und I. Leifheit-Stiftung sind die anerkannte Gemeinnützigkeit und die Öffentlichkeitswirksamkeit des betreffenden Projekts – und natürlich, dass es in einem der genannten Bereiche angesiedelt ist. Straßensanierungen fallen damit beispielsweise flach, auch mit dem Städtebau ist es so eine Sache. „Eine Co-Finanzierung wird es nicht geben“, stellte Stump klar. „Aber schließlich gehören zur städtebaulichen Entwicklung auch viele kulturelle Dinge dazu, über die man eventuell einen Anknüpfungspunkt finden kann.“
Kurzum: Es komme darauf an, Anträge geschickt zu stellen und so zu argumentieren, dass es in die Logik der Leifheit-Stiftung passt. Antragsformulare gibt es auf der Internetseite der Stiftung. Auch die Förderrichtlinien kann man dort einsehen. Insgesamt komme durch die Leifheit-Stiftung eine gewaltige Geldsumme nach Nassau, fassten Mertes und Stump zusammen, ohne dabei konkrete Zahlen zu nennen: „Das ist wie ein Schattenhaushalt, der neben dem kommunalen Haushalt steht.“
Wichtig sei bei alledem aber, dass man als Nassauer nicht ausschließlich die Stadt im Blick habe. Oder wie Stump es formulierte: „Es gilt, die Kräfte im Lahntal zu mobilisieren, um gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Man muss an den Raum insgesamt denken – nicht zuletzt auch, um ein Gleichgewicht der Kräfte gegenüber Bad Ems herzustellen.