Rhein-Lahn-Zeitung, 15. September 2016:
Interview Josef Peter Mertes von der G. und I. Leifheit-Stiftung über den Nassauer Dialog
Nassau. Der zweite „Nassauer Dialog“ der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft beginnt am Freitag, 16. September, mit einem öffentlichen Vortrag des ehemaligen ZDF-Intendanten Prof. Markus Schächter. Er spricht von 19 Uhr an in der Stadthalle zum Thema „Medienkrise? Wohin geht die ,Vierte Gewalt‘ in Deutschland?“ Gefördert wird die Veranstaltung durch die G. und I. Leifheit-Stiftung. Der stellvertretende Vorsitzende Josef Peter Mertes spricht im Interview über das Ziel des „Nassauer Dialogs“ und andere Projekte.
Was verspricht sich die Stiftung davon, mit dem „Nassauer Dialog“ junge Nachwuchsführungskräfte für ein Förderprogramm – überspitzt gesagt – in die Provinz zu holen?
Wir wollen junge Wissenschaftler sowie qualifizierte Nachwuchskräfte aus Wirtschaft und Verwaltung zusammenführen, und zwar hier in Nassau, dem Ort, den unsere Stiftung besonders fördern möchte. Aus dieser zunächst für jeden Teilnehmer einmaligen Einladung wollen wir längerfristig ein Alumni-Netzwerk entwickeln. Die intensive Beschäftigung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen informiert und bildet weiter, fördert aber auch das Zusammenwirken und den Gemeinschaftsgeist der Gruppe.
Zum Nassauer Dialog gehört ein öffentlicher Vortrag mit einem prominenten Referenten. Dabei werden Themen wie die Zukunft des Parteienstaats oder die Medienkrise behandelt, die eher bei Vorträgen in Städten wie Mainz, Köln, Hamburg oder Berlin zu erwarten sind. Welche Zielgruppe sprechen Sie damit an?
Wer sagt denn, dass „Medienkrise“ oder „Bürgernähe“ Themen nur für die Städte und große Zentren sind? Sie sind für die gesamte Gesellschaft in Deutschland und Europa wichtig, und diese – Sie gestatten, dass ich so flapsig formuliere – lebt zum großen Teil im ländlichen Raum.
Sie waren im vergangenen Jahr bei der Premiere in der Stadthalle dabei. Waren Sie mit der Resonanz zufrieden?
Es war die erste Veranstaltung, und ich fand sie gut. Wir hätten uns allerdings schon mehr Resonanz insbesondere der Bürger, aber auch der kommunalen Vertreter gewünscht. Vielleicht war aber auch noch nicht bekannt, dass es eine offene Dialogveranstaltung ist, zu der auch die Öffentlichkeit herzlich eingeladen ist.
In diesem Jahr stehen die Medien im Mittelpunkt der Debatte. Sie haben als Politiker und Chef der ADD in Trier selbst oft mit Journalisten zu tun gehabt. Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Presse?
Meine persönlichen Erfahrungen aus immerhin 50 Jahren politischer Arbeit mit und unter kritischer Beobachtung der Presse sind bis auf wenige Ausnahmen ausgesprochen gut. Das kommt aber auch daher, dass ich über viele Jahre zur Presse in Rheinland-Pfalz, aber insbesondere in meiner Heimatregion gute Beziehungen aufbauen und pflegen konnte. Es gibt natürlich auch weniger gute Beispiele für Pressearbeit und aktuelle Probleme, was angesichts der Vielzahl und Differenziertheit der Medien in Deutschland nicht verwundert.
Welche weiteren Projekte der Stiftung kommen Nassau zugute?
Das Alumni-Netzwerk, das wir aufbauen wollen, wird als Veranstaltungsort auch Nassau und die Lahn-Region berücksichtigen. Der „Nassauer Dialog“ ist aber nur eines von vielen Projekten, die wir als Stiftung in Nassau und Umgebung fördern. Kultur- und Bildungsförderung, die Förderung sozialer Aufgaben, der Leifheit-Campus, die Stiftungsprofessur Geriatrie an der Uni-Medizin Mainz, geschichtliche Projekte, die Entwicklung einer Senioreneinrichtung, die Verbesserung der medizinischen Versorgung alter und kranker Menschen und viele weitere Fördermaßnahmen werden Nassau und die Region voranbringen. Es ist sehr gut für diese Region, dass unser Stifter Günter Leifheit Nassau nie aus dem Herzen verloren hat und uns die Stiftungsmittel hinterlassen hat, die Stadt und die Region voranzubringen.
Die Fragen stellte Carlo Rosenkranz