Rhein-Lahn-Zeitung, 30. November 2017:
Lesung Aus Wolfgang Redwanz’ Buch über Nassauer Ehrenbürger Leifheit
Von unserem Mitarbeiter David Metzmacher
Nassau. Er war Unternehmer, Förderer, Stifter. Zeitgenossen beschreiben ihn als humorvoll, bodenständig, temperamentvoll und charismatisch. „Er hat viel für die Freiherr-vom-Stein-Stadt getan“, sagt Wolfgang Redwanz, Autor einer Dokumentation über einen außergewöhnlichen Bürger Nassaus: Die Rede ist von Günter Leifheit.
Noch zahlreiche Stühle mussten dazu gestellt werden, so groß war der Andrang zur Lesung des Buches „Günter Leifheit. Es muss den Menschen dienen!“, die der Geschichtsverein Nassau ausgerichtet hatte. Und so waren es fast 70 Interessierte, unter ihnen sogar Besucher aus dem fernen Amerika, die im Ratssaal der Stadthalle erschienen waren, um mehr zu erfahren über Günter Leifheit, Ehrenbürger der Stadt Nassau.
Über diesen hatte Redwanz im Auftrag der G. und I. Leifheit-Stiftung eine „Dokumentation“ geschrieben, wie er sagte. „Der Auftrag war nicht, eine Biografie zu schreiben, sondern einen Bericht über das Leben und Wirken von Günter Leifheit in Nassau und Umgebung“, erklärte Redwanz. So sprach er im Rahmen seiner Recherche mit mehr als 55 Zeitzeugen, darunter zahlreiche Mitarbeiter Leifheits, Familienmitglieder sowie Bürger der Stadt Nassau. Verschiedene Dokumente unter anderem aus dem Nassauer Stadtarchiv sowie historische Bilder vervollständigten die Quellen für Redwanz’ umfassendes Werk.
„Als ich damals die Anfrage erhielt, ob ich ein Buch über Günter Leifheit schreiben würde, musste ich erst einmal fragen: Wer ist das denn?“, gibt Redwanz zu. Spätestens als dann aber seine Frau erklärte, dass sei „der mit den Haushaltsgeräten“, war für ihn alles klar. Redwanz selbst hat Leifheit nie persönlich getroffen. Als sich aber herausstellte, dass keiner der Personen, die Leifheit kannten, solch ein Buch über den Unternehmer schreiben würde, fragte die Stiftung den ehemaligen Lehrer an. Dies geschah in Person des stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Josef Peter Mertes, dem Redwanz schon durch gemeinsame Arbeit bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion bekannt war. „Dadurch, dass ich Günter Leifheit nicht persönlich gekannt habe, konnte ich in meiner Betrachtung die Objektivität wahren“, sagte Redwanz. „Nach der Auseinandersetzung mit ihm kann ich aber mit Bestimmtheit sagen: Ich hätte ihn sehr gern gehabt.“
Günter Leifheit wurde 1920 in Wetter an der Ruhr geboren. 1954 zog er nach Nassau, wo er 1959 mit seiner damaligen Frau Ingeborg die Günter Leifheit KG gründete, die heute eine weltweit agierende Aktiengesellschaft ist. „Leifheit war Unternehmer durch und durch“, sagte Redwanz, „und zudem ein großes Marketing- und Verkaufstalent.“ Doch 1973 verkaufte er schließlich das Unternehmen. „Der Wahlsieg der SPD unter Willy Brandt war sicherlich ein Grund dafür – er befürchtete höhere Unternehmensbesteuerung und eine falsche Wirtschaftspolitik“, erklärte Redwanz. Daher zog es Leifheit und seine Frau in die Schweiz, dort lebten sie mehr als 30 Jahre. Es sei jedoch auch ein guter Zeitpunkt zum Verkauf der Firma gewesen: Das Geschäft habe in seiner Blüte gestanden, und Leifheit konnte für eine hohe Summe verkaufen. Bei Redwanz kam durch die lange Wohnhaft Leifheits in der Schweiz die Frage auf: Wo ist Günter Leifheit zu Hause, wo ist seine Heimat? „Ich glaube, sein Herz und seine Gedanken sind in Nassau geblieben“, ist Redwanz sicher, dies beweise auch der Ort seiner letzten Ruhe: der Nassauer Friedhof.
Ingeborg Leifheit starb 1999, ein Jahr später heiratete Leifheit die Nassauerin Ilse. Mit ihr gründete er auch die G. und I. Leifheit-Stiftung, die bis heute viele Förderziele in Nassau und Umgebung umsetzt. „Seine Spuren sind in der ganzen Stadt zu finden“, sagte Redwanz, darunter das Kulturhaus sowie die Friedhofskapelle. Für seine unternehmerischen Tätigkeiten wurde Leifheit 1991 zum Ehrenbürger der Stadt Nassau ernannt. Leifheit starb am 2. Juli 2009.
Dr. Meinhard Olbrich, der Vorsitzende des Geschichtsvereins Nassau, zeigte sich sehr mit der Resonanz zur Lesung zufrieden. Die Dokumentation sei „mehr als eine Personen- oder Firmengeschichte, es ist auch eine Geschichte der Stadt Nassau“. Besonders begrüßte er Heidi Hartz aus Amerika, die mit ihrem Mann der Lesung beiwohnte. Sie wohnte bis 1945 im alten Amtshaus in Nassau und erlebte dort als Sechsjährige den Bombenangriff auf die Freiherr-vom-Stein-Stadt. „Schön, dass sie nach so einer langen Zeit Nassau nicht vergessen hat“, freute sich Olbrich. Außerdem verwies er noch auf ein anderes Stück Nassauer Geschichte: einen Wandkalender mit Werken der Nassauer Künstlerin Gerda Dürrbaum, den der Geschichtsverein Nassau herausgibt.
Der Kalender „Gerda Dürrbaum. Bilder aus Nassauer Zeit“ sowie das Buch „Günter Leifheit. Es muss den Menschen dienen!“ sind bei der Buchhandlung Jörg in Nassau erhältlich.